Drittelmixparzellierung

IMG_4249.PNGEditorial

Ein Disput in der Nachbarschaft kann manchmal seltsame Gedanken auslösen. Anlass war eine Meinungsverschiedenheit über die adäquate Nutzung der nahezu bei allen Wohnblöcken in der HafenCity vorhandenen Gemeinschaftsgärten im Innenhof. (Lässt sich so aber auch bezüglich der Gemeinschaftsdachterrassen oder anderer Einrichtungen beobachten.) Letztes Argument im Schlagabtausch war dabei die Aussage der einen Partei, dass es sich bei ihr um eine Eigentümerin handele, weshalb sie mehr Rechte als eine gewöhnliche Mieterin habe – die in diesem speziellem Fall allerdings eine Genossin war, also eher zwischen Mieter und Eigentümer ansässig. Eine interessante Gedankenkette setzt sich bei der Argumentation in Gang, wenn man dabei an die zukünftige Gestaltung der Nutzerlandschaft der HafenCity denkt, bei der im berühmten Drittelmix gebaut werden wird – eine Klassengesellschaft entwickelt sich dabei: Es treffen Eigentümer, Genossen, gewöhnliche Mieter und Mieter aus gefördertem Wohnungsbau aufeinander. Wie werden da wohl zukünftig Konflikte dieser Art gelöst werden? Ein Punktesystem bietet sich da an: vier Punkte für die Eigentümer, drei für die Genossen, zwei für die Mieter und nur einen für weniger privilegierte Sozialmieter. Aus einem Schlüssel lässt sich schnell errechnen, wer wie lange in der Sonne beziehungsweise auf der Sonnenseite sein darf – wie im richtigen Leben. Überwacht werden muss das Ganze natürlich auch, zum Beispiel durch einen Blockbeirat, der Dispute durch Platzanweisungen regeln und natürlich auch mit Platzverweisen ahnden kann. Dieser sitzt dann – wie der Bademeister im Schwimmbad – mit der Stoppuhr auf einem dann für alle Bauprojekte verpflichtend vorhandenen Hochsitz und nimmt streng gerecht die Zeit. Klingt vertraut? Na, hoffentlich nicht zu sehr, denn es ist natürlich kein ernstgemeinter Vorschlag, nur ein interessantes Gedankenspiel. Wobei, wenn wir gerade dabei sind: Man könnte natürlich auch noch differenzierte Staffelungen einrichten, nach Quadratmetern, Quadratmeterpreisen und vielleicht der Anzahl der Stellplätze in der Garage. Stopp! Nicht weiterdenken, war nur Spaß!