Ein Weltenbummler im Steckelhörn

Michael Holt

Auf so ein Konzert waren nur die Kenner von Michael Holts exzentrischem Konzertablauf vorbereitet. Als Popmusiker aus Kanada angekündigt, stellte sich Holt als Mischung von Jim Carey, Helge Schneider und Hans Liberg heraus, der sich durch seine Stimmungen durch Klassik, Chanson und dann auch durch Pop wühlte und den Zuhörer manches Mal auf den Irrweg schickte. Wie Helge Schneider erwies sich Holt dabei als hervorragender Musiker und später dann auch als typischer Vertreter der weltumspannenden Szene der Künstler, an denen der große kommerzielle Erfolg vorbeigegangen ist. Holt ist auf Welttournee, was für den Kanadier bedeutet jeden Tag in einer anderen Stadt zu schlafen. Viele Eindrücke der Umgebung bleiben dabei nicht übrig. Anfahrt, Locationbesichtigung, ein- zwei Stunden Zeit noch etwas von der näheren Umgebung sehen und dann Übernachtung organisieren.

Wer vor kleinem Publikum spielt ist dabei auf wohltätige Mithilfe der Konzertveranstalter oder Freundeskreise angewiesen, die ein Sofa oder Gästezimmer anbieten – als Entlohnung winken Smalltalk auf englisch zum Abend und zum Frühstück, sowie eine aktuelle CD, bevor es dann weiter geht in die nächste Stadt. Eine ganz spezielle Weltreise, für die sich Holt einige Wochen im Jahr Zeit nimmt, ein Blindflug den man mögen muss. Er geniesst es aber jeden Tag neue Leute kennenzulernen und zieht mit Rucksack, Gitarre und Keyboard zur Zeit durch Europa. Im März war er in Skandinavien, Anfang April war Deutschland an der Reihe und nach einem Zwischenstopp in München geht es weiter zu einigen Konzerten in Belgien und Frankreich.

 

München ist ihm ein wichtiger Stopp, denn hier ist er in seiner zweiten Eigenschaft als Buchautor zu Besuch bei einem Restaurant, bei dem improvisiert gekocht wird – aus Prinzip. Davon handelt auch sein Projekt, Improvisation beim Kochen und Improvisation passt gut als Überschrift zu Holts Konzert und wahrscheinlich auch zu seinem Leben. Dabei hat die offizielle Seite in Michael Holts Leben durchaus einiges aufzuweisen: Mehrere CD-Veröffentlichungen und zehn Jahre Bandmitglied bei den Mommyheads lassen auf den dabei entstandenen Tonträgern durchaus guten Pop hören. Auf seinen Soloalben kommt dabei seine wandlungsfähige und markante Stimme gut heraus und nur selten kommt die Helge Schneider Seite Holts zum Einsatz. Würde sich aber auch auf einer CD nicht empfehlen. Auch in Hamburg fand sich dann letztlich ein Gastgeber für die Nacht, als Holt in der Mitte des Konzertes schon einmal vorausschauend ankündigte, dass er noch keine Schlafgelegenheit hätte.

Bildergalerie

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