Feuer und Flamme

Der Titel der Juni Ausgabe
Der Titel der Juni Ausgabe

Editorial

Auch wenn sich Helmut Schmidt später vom viel zitierten „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, distanziert hat, scheint es in Hamburg noch viel zu viele Menschen zu geben, die seine Worte für bare Münze und Gesetz nehmen. Und vielleicht haben auch die Visionen der jüngeren Vergangenheit, die die Stadt viel Geld gekostet haben – wie die Elbphilharmonie – Hamburgs Begeisterungsfähigkeit nicht nur gedämpft, sondern so ziemlich zum Erliegen gebracht.
Stattdessen wird überall auf Kontrolle, Masterpläne und Bürokratie ausgewichen, sicheres Terrain, auf dem hoffentlich wenig passieren kann. Das Problem: Es tritt ein, was sich die Protagonisten wünschen.
Die Hamburger Olympiabewerbung ist so ein Fall. Bei der ersten Bewerbung war die gesamte Stadt sprichwörtlich Feuer und Flamme für die Idee, ähnlich wie bei der Elbphilharmonie, deren schlechtes Vorbild noch Zukunftsmusik war. Wie sieht es heute aus? Die Begeisterung ist in der Bevölkerung noch im Wesentlichen vorhanden, aber an den Stellen, wo die Begeisterung aufgenommen werden müsste, sitzen Zauderer, Bürokraten und Funktionäre, die versuchen, ja den Ball flach zu halten und Bedingungen aufzustellen, unter denen Hamburg die erste Olympiastadt werden soll, die das Olympiageschäft ohne finanzielle Hypothek bewältigt. Da wird mit Zahlen operiert, wo Emotionen notwendig sind – die Kaufleute und Controller sind am Steuer. In vielen Bereichen Hamburgs sieht man bereits jetzt die Folgen. Bestes Beispiel waren IBA und IGS im letzten Jahr. In Konzentration auf den finanziellen Aspekt des Geschäftes gingen die Großevents emotional an den Hamburgern vorbei – mit den bekannten Folgen, die nicht am Wetter lagen. Ein anderes Beispiel ist Hamburgs Kampf um die Kreativen – eine im Voraus verlorene Schlacht, wenn man Bürokraten ans Ruder lässt. Wer Werbeagenturen für die Krone der kreativen Schöpfung hält, macht das nur, weil es kontrollierbares Terrain ist – und hat den Kampf der Metropolen um Talente schon verloren. Statt zuzulassen und Risken einzugehen, wird kontrolliert und geplant – Chancen werden vertan. Und manche davon sind dann auch unwiederbringlich verloren. Der Impuls für eine Olympiabewerbung würde beim übernächsten Versuch ins Leere laufen, die Schiffe verrottet und untergegangen sein und die Kreativen in die nächste Stadt gezogen. Gruß von einem Bremer: Buten un Binnen – wagen un winnen!

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