Frühlingsfit in der HafenCity

Outdoorsport bietet sich in der HafenCity besonders an
Outdoorsport bietet sich in der HafenCity besonders an

Es ist doch jedes Jahr dieselbe Überraschung; gerade eben steckte man noch im Wollpullover und auf einmal steigen die Temperaturen und Frühling lässt sein blaues Bande wieder flattern durch die Lüfte. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und -auch so eine Überraschung- die  kurzärmeligen Hemden und leichten Röcke aus der letzten Saison scheinen während der Wintermonate eingelaufen zu sein.

Als logische Konsequenz kommt mir der Gedanke an sportliche Betätigung. Doch obschon die HafenCity bereits mit einer beachtlichen Anzahl von Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung aufwarten kann, ein Fitnessstudio findet man hier nicht. Allerdings schwärme ich ja auch nicht von der schönen Frühlingsluft, um dann in einem künstlich beleuchteten Trainingsraum einsam meine Runden auf dem Crosstrainer zu drehen. Ich bekomme den Tipp, dass es hier ein Bootcamp geben soll. Bootcamp, klingt interessant und auch ein wenig angsteinflößend. Das muss ich mir genauer ansehen. Unter www.bootcamp-hafencity.de verschaffe ich mir einen ersten Eindruck und suche  einen passenden Termin aus. Dabei fällt mir sofort auf, dass die allseits beliebte Keine Zeit für Sport- Ausrede hier nicht angewendet werden kann, denn mit insgesamt zwölf angebotenen Terminen zu unterschiedlichsten Tageszeiten dürfte für jeden etwas dabei sein. Als früher Vogel entscheide ich mich für die Stunde am Montagmorgen und sehe mich dabei schon im Schlamm 80 Liegestütze machen, auf meinem Rücken einen Sack voller Steine; Bootcamp eben. Dementsprechend groß ist die Erleichterung, als ich an meinem großen Sporttag um die Ecke zum 25hours Hotel biege und einen gutgelaunten Trainer (in Jogging-, nicht Camouflagehose) erblicke. Das Hotel ist Start- und Zielpunkt jeder Trainingseinheit und damit der einzige Fixpunkt einer Stunde. Festgelegte Routen gibt es nämlich nicht, wie mir Knut Haberkorn, Gründer des HafenCity Bootcamps und mein Trainer für den Tag, erklärt. Abwechslung sei ein wichtiger Faktor beim Training, denn zu viel Routine führt zu Langeweile und Langeweile lockt niemanden von der Couch.

Eine Mischung aus Kraft- und Ausdauerübungen macht das Konzept des HafenCity-Bootcamps aus. Trainingsgebiet ist die gesamte HafenCity, beim 25hours Hotel wird losgelaufen und in mehreren Laufpausen werden Kraftübungen absolviert. Der konkrete Ablauf einer Stunde ist dabei immer anders, mal wird mehr gelaufen, dann wieder liegt der Fokus mehr auf den Übungen.

Am Morgen meiner ersten Trainingsstunde, die übrigens immer kostenlos ist, sind wir zu dritt. Trainiert wird bereits ab einer Anmeldung; um eine optimale Betreuung für jeden Teilnehmer zu gewährleisten wird beim Bootcamp Wert auf kleine Gruppen gelegt. Bei mehr als acht Anmeldungen für einen Termin wird in zwei Gruppen trainiert. Ein, wie ich finde, sehr zu begrüßendes Konzept. Denn jeder, der sich schon einmal beim „total body pump combat workout“ (so oder so ähnlich) in einer 48 Teilnehmer starken Gruppe in der hintersten Reihe versteckt hat weiß, dass so eine Stunde nicht sehr anstrengend ist, dafür aber auch nicht wirklich effektiv sein kann.

So etwas wird einem hier nicht passieren. Die Trainer achten darauf, dass jeder sein Pensum bekommt und alle, ob Anfänger oder erfahrene Sportler, am Ende des Trainings wissen, was sie getan haben. Der Spaß an der Sache, das ist Knut Haberkorn wichtig, darf dabei allerdings nicht zu kurz kommen. „Die Leute sollen sich auf das Training freuen und Lust haben, wiederzukommen.“ Mal sehen, wie viel Spaß ich die kommenden 45 Minuten haben werde; das Training beginnt. Über die Osakaallee geht es joggend zum Dar-es-Salaam-Platz, wo wir die erste Kraftübung absolvieren. Danach laufen wir über den Überseeboulevard zu den Magellanterrassen und während ich dort auf einer der Bänke liegend meinen Gluteus Maximus trainiere muss ich an den Schokoladenosterhasen auf meinem Esstisch denken, der eigentlich noch auf seinen Verzehr wartet. Viel Zeit zum Sinnieren bleibt jedoch nicht, denn schon geht es weiter in Richtung Vasco-da-Gama-Platz; diesmal mit eingebauten Sprints und einer Gangart, die mir bisher unbekannt war. So tief wie möglich runter in die Knie und dann mit ausladenden Beinbewegungen vorwärts gehen, super für die obere Beinmuskulatur. „Diese Übung mache ich nie mit, das sieht so schön dämlich aus.“, Knut grinst, ich erwäge einen Tritt in seine Richtung, bin aber zu sehr damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten. Am Vasco-da-Gama-Platz folgt die nächste Runde Kraftübungen. Anschließend laufen wir am Marco-Polo-Tower vorbei zur U-Bahnstation, um dort als Abschlussübung die Treppen runter und (oh ja) auch wieder rauf zu laufen. Wieder am Hotel angekommen machen wir noch einige Dehnübungen und ich Luftsprünge vor Freude, durchgehalten zu haben- innerliche versteht sich, für mehr reicht die Kraft nicht aus.

Wer Lust hat, sich sportlich zu betätigen und das gern an der frischen Luft mit netten Leuten, dem ist das HafenCity-Bootcamp wirklich sehr zu empfehlen. Trainiert wird übrigens immer, egal wie frisch die Luft ist; Wind und Wetter seien bisher noch kein Hinderungsgrund gewesen berichtet Knut. Nach meiner Schnupperstunde hat mich das Konzept des Bootcamps überzeugt und ich denke, ich werde von nun an regelmäßig durch die HafenCity laufen und unter den wachsamen Augen Störtebekers und eines Trainers meine Oberarme definieren.

Der Schokoladenosterhase steht übrigens immer noch auf dem Tisch.

 

(Mona Vollrath)