Grenzenloser Einsatz für Deutschland

Beschlagnahmtes Spielzeug
Beschlagnahmtes Spielzeug

Der Zoll in der HafenCity

Sein oberster Dienstherr ist der Bundesminister der Finanzen und der freut sich über die Sicherung von fast der Hälfte der Staatseinnahmen. Otto-Normalverbraucher kommt mit ihm höchstens in Ausnahmesituationen in Kontakt. Werben tut er mit dem Slogan: Grenzenloser Einsatz für Deutschland: Und wer steckt dahinter? Der Zoll!

Was diese Behörde alles leistet und wie sie intern funktioniert, erschließt sich einem frühestens auf den zweiten Blick. Natürlich, die Hinweise „anmeldepflichtige Waren“ am Flughafen kennt jeder und auch von Kontrollen bei Schwarzarbeit, Rauschmitteln oder Produktpiraterie hat man schon gehört, aber wer ist eigentlich dafür zuständig? Könnte ja auch die Polizei sein. Die hatte bis vor geraumer Zeit zumindest äußerliche Ähnlichkeiten: grün-weiße Autos, grüne Kleidung. Doch jetzt nimmt man die Polizei in „Blau“ wahr und damit nicht genug der Unterschiede: „Die Polizei und die Bundeswehr tragen Uniformen“, erklärt Oliver Bachmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Hauptzollamt Hamburg-Stadt, „Zollbeamte hingegen tragen Dienstkleidung.“ Das bedeutet, sie sind nicht durch Dienstgrade gekennzeichnet, sondern arbeiten schlicht unter dem Etikett „Zoll“. Und da tun sie so viel Unterschiedliches, dass Oliver Bachmann sagt: „Ich würde glatt noch einmal anfangen, so vielfältig ist unser Beruf.“

Im Gegensatz zur Polizei und zur Bundeswehr liegt das Hauptaugenmerk des Zolls auf der Einnahmenerzielung. Und da kommt so einiges für die Kasse von Wolfgang Schäuble zusammen. Rund 120 Milliarden haben die ca. 35 000 Zöllnerinnen und Zöllner im Jahre 2013 in die Kasse gespült. Aus Hamburg kam davon etwas mehr als ein Viertel.

In Hamburg unterstehen der Bundesfinanzdirektion Nord drei Hauptzollämter, das Hauptzollamt Hamburg-Stadt, Hamburg-Hafen und Hamburg-Jonas, das sich auf die Agrarmarktverordnung der EU für die Bundesrepublik spezialisiert hat und daher kein „klassisches“ Hauptzollamt ist. Dazu kommen drei Zollämter. Im Prinzip haben alle Hauptzollämter sieben Sachgebiete zu verwalten, in Hamburg hat man die Arbeit allerdings aufgeteilt. So ist das Hauptzollamt Hamburg-Hafen insbesondere für die für die Kontrollen z. Bsp. von verdächtigen Fahrzeugen oder bei Schwarzarbeitsverdacht auf Baustellen zuständig. Ebenso für die Überwachung des Warenverkehrs im Hafen. Das Hauptzollamt Hamburg-Stadt bearbeitet einen Teil dieser Delikte weiter. Darüber hinaus ist es zentral für die Ausbildung, die Vollstreckung und seit neuestem auch für die Eintreibung der Kfz-Steuern zuständig.

Im Zollamt Hafencity in der Koreastraße wird ein Großteil erfasst und gelagert, was über den Postweg eingeführt wird und unzureichend, falsch oder verdächtig deklariert ist. Der Zoll hat dabei ein Auge auf alles, was dem Verbraucher schaden kann. „Bis zu 250 unklare Sendungen müssen täglich bei uns abgeholt werden“, sagt Bachmann. Oder sie werden beschlagnahmt: Waffen, Arzneimittel, nachgeahmte Produkte, Zigaretten, Lebens- und Futtermittel, geschützte Arten dürfen zum Beispiel nur unter bestimmten Auflagen oder gar nicht eingeführt werden. Und auch über die Ausfuhr wacht der Zoll: Bestimmte Waren dürfen per Gesetz nicht in Krisengebiete geliefert werden.

Erfolgreiche Zollarbeit, so sagte einst Minister Schäuble, ist in erster Linie „praktizierter Verbraucherschutz“. So würden u.a. unsere Kinder und Jugendlichen vor Rauschgift und kontaminiertem Spielzeug geschützt. Kinder- und jugendfreundlich ist der Zoll auch noch aus einem anderen Grund: Er ist ein familienfreundlicher Arbeitgeber mit Eltern-Kind-Büros, Kindergarten-Kooperationen und diversen Möglichkeiten für Teilzeitstellen.

Wer sich näher über die Arbeit des Zolls informieren möchte, kann dies auf der Internetseite: www.zoll.de tun oder aber auch im Deutschen Zollmuseum am Alten Wandrahm in der Speicherstadt. Seit 1992 gibt es dort alle Informationen zur Zollgeschichte in einer Festausstellung sowie in diversen Sonderausstellungen.   DG