Happy Biking in der HafenCity

Fahrradhochstraße für Hamburg (Grafik: J.Munzinger, Bild: bing)
Fahrradhochstraße für Hamburg (Grafik: J.Munzinger, Bild: bing)

Kolumne

Jörg Munzinger schreibt in seiner Kolumne „#urbnhafencity“ über seine Eindrücke und Beobachtungen in der HafenCity. Seine Leidenschaft sind Immobilien, Architektur und Städtebau. Er wohnt in der HafenCity.

Mit dem Fahrrad über den Autodächern brausen – kreuzungsfrei vom Rathausmarkt bis in die  HafenCity. Spinnerei denken Sie? Nein, schon längst verwirklichte Normalität und weltweiter Trend – von New York bis Kopenhagen.

Die Fahrradhochstraße auf Stelzen ermöglicht es, stress- und unfallfrei in einer Stadt mit modernem Verkehrskonzept von A nach B zu kommen. Nur Hamburg hinkt diesem Trend hinterher. Die heutige Verbindung von der Innenstadt in die HafenCity gleicht einem gefährlichen Hindernis-Parcours, der besonders mit Kindern eine schweißtreibende Herausforderung ist.

Der Masterplan der HafenCity aus dem Jahr 2000 setzt klar auf Autoverkehr. Prognostiziert wurden 90.000 Fahrzeuge pro Tag. Nur Kraftwagen im Focus zu haben war schon damals nicht besonders innovativ. Man hätte dem Radwegenetz einst eine wichtigere Bedeutung geben müssen.

Heute sieht urbane Mobilität schon wieder ganz anders aus: In Zukunft wird in Metropolen davon ausgegangen, dass Städter weniger Auto fahren und stattdessen auf Fahrrad und Nahverkehrsmittel umsteigen.

Doch in der HafenCity wird weiter an einem überholten Verkehrskonzept festgehalten.

Zwar gibt es jetzt verpflichtende Mobilitätskonzepte für Bauherren. Die Nutzung von Autos wird für Bewohner beschränkt, um sie zum Radfahren zu animieren. Nur wo? Die Straßenräume ändern sich nicht wesentlich. In Diskussionen geht es eher darum, ob ein Radweg auf oder neben der Straße verlaufen oder die Kennzeichnung des Radweges in rot oder grau erfolgen soll.

Warum wird nicht grundsätzlich neu gedacht und der Fehler aus dem Masterplan korrigiert?

Bisher galt die einschneidende Willy-Brandt-Straße als Bausünde der Nachkriegszeit. Aber mit der Gestaltung der Straßen Am Sandtorkai bis Brooktorkai ist es gelungen, eine weitere Barriere zwischen Innenstadt und HafenCity zu schaffen. Hier hilft auch kein Drumherum-Reden, die wichtigste Kreuzung der HafenCity beim Fleetschlösschen endet für den Radfahrer im Niemandsland.

Wird es nicht Zeit, über den Rückbau von Straßen auch in der HafenCity zugunsten der Fahrradnutzung nachzudenken? Die HafenCity ist in vielerlei Hinsicht ein weltweitbeachtetes Modellprojekt mit Vorbildcharakter. Möchte sie sich auch in Sachen urbaner Mobilität messen lassen, muss das bisherige Konzept kritisch hinterfragt werden.

Die Fahrradhochstraße ist längst Realität. Wer nicht glaubt, dass es möglich ist, wenn man nur will, kann sich dies anschauen: www.dw.dk/cykelslangen.