Harbour Front 2: Il porto è la porta

Mafia Export (Foto:AF)
Mafia Export (Foto:AF)
Francesco Forgione beim Harbour Front Literaturfestival

„Mafia Export” heißt das Buch, das beim Goldmann-Verlag zum zweiten Mal erschienen ist – die erste Fassung wurde zensiert und musste vom deutschen Markt genommen werden. Das findet der Autor, Francesco Forgione, zu recht etwas unsinnig; in der Schweiz und in Österreich ist die Ursprungsversion nach wie vor in deutscher Sprache erhältlich. Francesco Forgione war Vorsitzender der Anti-Mafia-Kommission unter der Regierung Prodi in Italien. „Mafia Export“ stellt er vor ausverkauftem Saal bei Gruner + Jahr vor.

Francesco Forgione bei Gruner + Jahr (Foto:AF)
Francesco Forgione bei Gruner + Jahr (Foto:AF)
Es ginge eigentlich nicht um „die Mafia“, sondern um „die Mafien“, die sich von Italien aus weltweit verbreitet haben und heutzutage weit mehr als kriminelle Institutionen sind – die Mafia habe heute vielmehr auch ein wirtschaftliches Gesicht, das in der Energiewirtschaft, in Anwaltskanzleien oder auch in der Politik zu finden sei. Der Mafiosi sei auch nicht mehr der romantisch verklärte alte Herr, der im Aspromonte auf der Bank vor seinem Häuschen sitzt; die Ndrangheta (mit Wurzeln in Kalabrien), die Cosa Nostra (ursprünglich aus Sizilien) und die Camorra (aus Neapel) tätigen weltweit ihre Geschäfte und haben viele Standorte. In Deutschland kann man spätestens seit den Morden in Duisburg nicht mehr die Augen vor der Anwesenheit der Mafia verschließen. „Mafia Export“ wird auch als „Mafia-Atlas der Welt“ bezeichnet und zeigt detailliert unter Hilfe von Kartenmaterial auf, wo die drei großen Mafien überall vertreten sind. Interessant sind Hafenstädte wie Hamburg. Il porto è la porta – der Hafen ist die Tür, das Tor zur Welt, von denen aus Drogengeschäfte, Waffenschmuggel oder Giftmülltransporte abgewickelt würden.

Es ging um die ehrenwerte Gesellschaft (Foto:AF)
Es ging um die ehrenwerte Gesellschaft (Foto:AF)
Die Mafia sei keine ehrenwerte Gesellschaft, wie sie sich gern selbst darstellt, sei keine. Ehre existiere hier nicht, so Forgione. Und so manch ein braver Bürger ist erstaunt und verunsichert, wenn er feststellen muss, welche hochkarätigen Anwälte und bekannten Persönlichkeiten zur Mafia gehören oder mit der Mafia Geschäfte abwickeln.

Ein komplexes Thema, das viele Fragen bei den Besuchern aufwirft, die kaum bei einer Lesung beantwortet werden können. Das Buch wird dem interessierten Leser sicher mehr Hintergrundwissen und Antworten liefern – und das wird auch eine Zensur nicht verhindern können.