Der Teufel zwischen Jedermann und TodWas Josef Ackermann und Michael Jackson verbindet
Der Hamburger Jedermann ist inzwischen aus Hamburg nicht mehr wegzudenken und ein wichtiger Eckpfeiler des kulturellen und touristischen Sommerprogramms. Die diesjährige Premiere zeigte die unveränderte Aktualität des Grundthemas und der immer wieder von Michael Batz an Zeitereignisse angepassten Dialoge. Einige sind auch sofort von Neulingen als solche erkennbar, für andere muss man Wiederholungstäter sein, um sie zu identifizieren. Weitere scheinen neu zu sein, sind aber unverändert schon seit Jahren im Programm und dessen ungeachtet immer noch auf der Höhe der Zeit.
Doch am Ende gehen alle leer ausDoch vor dem Vergnügen kommt das Bangen. Frühzeitiges Erscheinen sichert wie überall gute Plätze, beim Jedermann ist aber noch mehr zu beachten. Als Open-Air-Veranstaltung ist die Aufführung – und auch die Akteure- den Wetterunbillen ausgesetzt und es empfiehlt sich mit regenfester Kleidung und im Zweifel auch mit einem warmen Pulli zu erscheinen. Bei der diesjährigen Premiere meinte es der Wettergott zwar gut mit den Gästen, die Temperaturen lagen aber bei gefühlten 10 Grad und man dem Jedermann Robin Brosch Achtung zollen, dass dieser bei diesen Temperaturen zum Schluss nur mit Hemd und Unterhose vor dem Publikum steht – ohne erkennbares Kälteempfinden.
Michael Batz inszeniert im 15.Jahr den JedermannDas Publikum ist in Hamburg aber unerschrocken. Das Wetter ist als Mitspieler und Requisiteur akzeptiert und ein Sonnenstrahl aus wolkenverhangenen Abendhimmel sorgt für ungewöhnliche Lichteffekte in der Kulisse der Speicherstadt.
Der Teufel wartet im Boot auf seinen AuftrittUnd die Speicherstadt dient rund um das Kesselhaus als Spielort. Manch ein HafenCity-Anwohner stand schon kurz vorm Griff zum Telefonhörer, um die Polizei zu rufen, wenn der Tod in den oberen Luken vom Block E nach „Jedermann“ ruft. Und natürlich hat Michael Batz in der Speicherstadt ein Heimspiel. Schon seit 15 Jahren spielt das Stück hier, das Lichtkonzept der Speicherstadt stammt von Michael Batz und mit dem Spielort hat sich auch das Stück verändert.
„Was sich nicht rechnet darf nicht bleiben – darf ich das wörtlich schreiben?“ fragt an einer Stelle ein Reporter den Großfinanzmagnaten Jedermann und unzweifelhaft ist die HafenCity damit gemeint. Ein Politiker ruft „die Stadt muss wachsen!“ und freut sich über Jedermann, der „uns ein Venedig baut, wo das alte doch gerade versinkt“.
Und der Tod bekommt sie alleDoppelt aktuell wird es dann, wenn gesungen wird „Gib mir Staatsgeld, Staatsgeld – I am Bad, I am Bad – Bad Bank, Bad Bank“ und der Akteur mit dem Ackermann-V von der Bühne abgeht. Das Stück steckt voller Anspielungen und es lohnt sich genauer hinzuhören und zu sehen. Der Teufel Erik Schäffler zum Beispiel spielte diesmal mit gebrochener Hand – geschickt getarnt mit einer Pferdehand statt eines Pferdefußes.
Das Stück läuft noch jedes Wochenende bis zum 23.August.
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