Landgewinnung

Bildschirmfoto 2015-12-27 um 14.48.55Editorial

Mit Erskine Childers Rätsel der Sandbank hat die Situation in den Hafenbecken der HafenCity zwar nur die Sandbänke gemein – aber das ist ja auch schon etwas, denn immerhin gibt es uns in der Redaktion gleich einen guten Anlass, mit einem literarischen Zitat ins neue Jahr zu starten.

Ob man es als normaler Passant wahrnimmt, muss der Leser bestimmen, Angler und Bootsfahrer bemerken es jedenfalls: Das Wasser in den Hafenbecken und Fleeten rund um Speicherstadt und HafenCity wird flacher und flacher. Es beginnt unmerklich an den Rändern, setzt sich dann zur Mitte fort und irgendwann sieht das Hafenbecken bei Niedrigwasser so aus wie derzeit beispielsweise im Oberhafen.

Childers Held Carruthers dürfte sich hier inzwischen ziemlich wohlfühlen, genauso wie eine wachsende Zahl von Fischen und in deren Gefolge Angler. An manchen Tagen hat man zwischen Sandtor- und Grasbrookhafen inzwischen das Gefühl, dass die Angler die Mehrzahl der Passanten stellen. Für die Menschen, die auf dem Wasser unterwegs sind, bedeutet die Situation, dass erhöhte Aufmerksamkeit gefragt ist.

Ober- und Grasbrookhafen sind dabei, sich in idyllische Biotope zu verwandeln. Wer auf die andere Elbseite in den Spreehafen fährt, findet dort eine ähnliche Situation vor und man könnte den Eindruck bekommen, dass Ausbaggern in Hamburg eine richtig unbeliebte Aufgabe ist. Ist doch hübsch und bietet vielen Vögeln eine Heimat? Ja, ist es – und gleichzeitig nein, das ist nicht der Sinn der versandenden Wasserflächen. Eine ausreichende Wassertiefe auch in den eher nicht mehr benutzten Hafenbecken dient auch dem Flutschutz und ist sogar vertraglich von Hamburg zugesichert worden, als das Mühlenberger Loch zum Teil Airbus geopfert wurde.

Einfache Logik: Je mehr Sand in der Elbe, in Hafenbecken und Fleeten, desto höher fallen die Sturmfluten aus – mal ganz davon abgesehen, dass die Queen dann am Popo der Welt in Steinwerder parken muss.

Die Nachlässigkeit beim Ausbaggern gefährdet also nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens bei Tourismus und Umschlag, sondern auch den Flutschutz in allen Aspekten.

 

Viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Michael Baden