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Die März-Ausgabe
Die März-Ausgabe

Editorial

Ich wohne jetzt sieben Jahre in der HafenCity, die am längsten in der HafenCity wohnenden Menschen feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum. Ich habe viel gelernt in dieser Zeit, viel erlebt und viel gesehen. Es waren sieben gute Jahre, genauso wie es wahrscheinlich für die meisten anderen Nachbarn gute Jahre gewesen sind – auch wenn man sich hin und wieder über das eine oder andere geärgert hat. Bei mir ist der meiste Ärger sofort verflogen wenn ich mich in den eigenen vier Wänden mit Blick auf Wasser und Schiffe befinde und das trotz das ich eines der täglichen Ärgernisse direkt vor der Tür habe. Nein – jetzt folgt nicht die übliche Verkehr- und Fahrradwegabhandlung, sondern mal etwas ganz anderes: Der Vasco-Da-Gama-Platz als Beispiel völlig misslungener Freiraumplanung und hier stellvertretend für eine ganze Reihe von Machwerken aus der Frühzeit der HafenCity. Mein morgendlicher erster und mein abendlicher letzter Blick fällt auf diesen Platz und zu den meisten Stunden ist er: Leer. Hin und wieder fragt man sich: Warum ist das so? Natürlich gibt es ihn nicht – den einen Fehler der alles kaputt gemacht hat. Da spielen viele Faktoren eine Rolle: Ignoranz, Kontrollzwang und Zielkonflikte – und die Natur selbst. An 365 Tagen im Jahr weht hier Wind, nicht einmal die Richtung kann man sich aussuchen – immer von Süd nach Nord. Was soll den Wind auch aufhalten? Eine plane Fläche auf der motivationslos Bänke und Lungomare verteilt sind – aufgelockert durch ein Basketballfeld dessen Sinn auch schon Gegenstand vieler Diskussionen war. Nun geht es hier nicht um den Sinn des Feldes an sich, sondern um die Aufenthaltsqualität des Platzes und hier trägt das Feld definitiv gar nichts zu bei. Mit diesem Ödland versuchen sich die Gastronomen einigermaßen zu arrangieren – immer in Gefahr, dass eine heftige Windbö den ganzen Platz aufräumt – und vorausgesetzt das sie nicht schon durch aberwitzige Mietforderungen die Freiflächen freiwillig aufgegeben haben. Hier haben die Planer – wie auch an weiteren Orten in der HafenCity – den Geist des Ortes nicht erkannt und verstanden. Vielleicht stand den Planern ja pflegeleicht als oberste Zielvorstellung vor Augen – das ist ihnen gelungen, ein selbstreinigender Platz der häufig selbst den Schnee abweist. Kann man etwas retten? Klar – man muss es nur wollen und sich nicht mit Hochglanzfotos zufriedengeben, die den einzigen windstillen warmen Tag seit fünf Jahren widerspiegeln.