Port Said

Als ich bis zu der breiten Straße Mitte

gelangt war, strauchelte er neben mir.

Ein alter Mann. Gewandet, wie es hier

dem Brauch entspricht, dem Klima und der Sitte.

 

Die Reinheit seiner Kleidung war ihm wichtig.

Ich konnte fühlen, wie es ihn bewegt,

dass sich kein Staub auf seinen Kaftan legt.

Ein Mann mit Dreck am Ärmel schien hier nichtig.

 

So hielt ich ihn, bevor der Schmutz der Rinnen

sein weißes Tuch mit Makel überzog.

Und gab ihm Halt. Nicht wissend, was dies wog,

für ihn wie mich. Nicht außen sondern innen.

 

Für den Moment war es, als seien wir Brüder.

Als sei mein Arm sein Arm, sein Fleisch und Blut.

Und dieser eine Arm würde nie müder

noch wankend werden in dem, was er tut.

 

Würde stets tragen, ganz gleich, was da käme.

Würde Verbindung sein und Weg und Ziel.

Und der sein, der das Sprechen übernähme,

wo‘s keine Worte gab – oder zu viel.

 

Es brauchte keine anderen Gebärden.

Wir hielten uns. Und um uns hielt die Zeit.

Und ließ aus Fremden Weggefährten werden.

Und aus dem Nichts eine Besonderheit.

 

Einen Moment lang war die Welt vollkommen,

gab sie sich so, als kenne sie nur „JA!“.

Dann lächelte der Alte, mir ganz nah,

voll Dankbarkeit, wie ich sie niemals sah,

erhob sich, ging – und war wie ich beklommen.

 

Kai Berrer