Startschuss für einen Wettlauf

Olaf Scholz und Joop van den Ende begutachten das Modell des neuen Theaters
Olaf Scholz und Joop van den Ende begutachten das Modell des neuen Theaters
Stage baut zweites Theater am Hafen

Schräg gegenüber quält sich Hamburgs größtes Kulturprojekt aller Zeiten seiner Eröffnung entgegen, da hoffen Joop van den Ende und sein Deutschland-Geschäftsführer Johannes Mock-O’Hara die Eröffnung ihres zweiten Theaters im Hafen noch vor der Eröffnung der Elbphilharmonie erleben zu können. Immerhin ist die Eröffnung für 2014 geplant – die Chancen stehen also nicht schlecht. Dabei geht es nicht mehr um einen eher provisorischen geplanten Bau wie das Zelt des König der Löwen, diesmal soll es etwas Dauerhaftes werden. Ein spektakulärer Kontrapunkt zur gegenüberliegenden Elbphilharmonie wird es werden, die Fassade aus 10.000 einzelnen Edelstahlschindeln bestehen und durch 12 Meter hohe Fensterfronten durchbrochen werden. Links neben dem König der Löwen wird der Bau auf dem ehemaligen Parkplatz des Theaters entstehen. Der Bauprozess wird übrigens ebenfalls von Hochtief begleitet, wie schon der das Zelt nebenan – und wie der Bau gegenüber.

Für Joop van den Ende ist der Bau ein klares Bekenntnis für den Musical-Standort Hamburg. Schon jetzt ist Hamburg der drittgrößte Standort weltweit, das zusätzliche Theater soll diesen Status zementieren. Bürgermeister Olaf Scholz bestätigt van den Endes Aussagen beim symbolischen ersten Spatenstich: „Der Theaterneubau wird für Hamburg eine Bereicherung sein. Die Musicals sind für unsere Stadt ein wichtiger touristischer, kultureller und wirtschaftlicher Faktor. Hamburg ist nicht nur Deutschlands Musical-Hauptstadt, sondern auch – neben London und New York – drittgrößter Musicalstandort weltweit.“ Nicht umsonst ist das Deutschlandgeschäft das Lieblingskind von Joop van den Ende, wie er auf der Pressekonferenz bestätigte. Elf Theater betreibt die Stage Entertainment in Deutschland, davon immerhin vier – und dann fünf – in Hamburg. Rund 4,5 Millionen Besucher haben die Veranstaltungen besucht und dabei 2010 rund 300 Millionen Euro Umsatz in die Kassen gebracht.

 

Nachansicht von Nordwesten (Foto: Stage Entertainment)
Nachansicht von Nordwesten (Foto: Stage Entertainment)
Grund genug für van den Ende in seinen stärksten Standort zu investieren – 65 Millionen Euro soll das neue Theater kosten. Deutschland Geschäftsführer Johannes Mock-O’Hara bestärkt: „Für uns ist dies ein klares Bekenntnis zu Hamburg als Musicalstadt. Es ist nicht gerade an der Tagesordnung, dass in Deutschland neue Theater in dieser Größenordnung gebaut werden – und privatfinanzierte schon gar nicht. Mit dem vierten großen Musicaltheater in Hamburg schaffen wir Raum für die beliebtesten internationalen Musicalhits sowie die stärker werdende Zahl unserer eigenen Musiktheaterentwicklungen.“ Rund neunzig Prozent der Gäste im Hafen reisen mit der Fähre von den Landungsbrücken an – das soll auch so bleiben, obwohl Stage noch einen Trumpf im Ärmel hat: Die Seilbahn über den Hafen ist immer noch im Gespräch, auch wenn Olaf Scholz sich dazu nicht konkret äußern wollte.

Die Sache sei bei den Fachbehörden in Prüfung so sein Statement zu den Fragen der Journalisten. Johannes Mock-O’Hara bestärkte unmittelbar im Anschluss aber den Willen der Stage, Hamburg mit einem weltweit einmaligen Projekt wie der Seilbahn zu stärken. Vorausgesetzt seine Visionen werden Wirklichkeit, wird man Hamburg und seinen Hafen 2014 nicht wiedererkennen. Zwischen zwei Musicaltheatern und der Elbphilharmonie eine hohe Seilbahn, eine fast fertige HafenCity, die Speicherstadt – im übrigen mit der Joop van den Ende Akademie – Weltkulturerbe: Hamburg wird sich vor Touristen nicht retten können. Vor all den freudigen Erwartungen hoffen van den Ende und Mock-O’Hara dann auf Investitionen in die Infrastruktur auf der Landungsbrückenseite und in Fähren. Schließlich müssen ja all die vielen Besucher irgendwie über die Elbe kommen. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten steht das Musical für die Eröffnung natürlich noch nicht fest.

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