Von einem, der durch Zeitungen inspiriert wird und einem, der nur die Farbe bezahlt

Olaf Metzel im Kunstverein
Olaf Metzel im Kunstverein

Olaf Metzel und HOOSEN im Kunstverein Hamburg

Vom 28. September 2013 bis 5. Januar 2014 laufen zwei Ausstellungen im Kunstverein.

Gegenwartsgesellschaft: Olaf Metzel (*1952) stellt im oberen Geschoß des Kunstvereins Skulpuren aus, die zum Teil individuell auf die Räume zugeschnitten sind. Metzel ist bekannt durch seine Skulpuren im öffentlichen Raum, Auftragsarbeiten, die immer wieder zu Disputen führten. So zum Beispiel seine Arbeit „Idealmodell PK/90“ von 1987, die eine monströs vergrößerte Pistole darstellt, in der damaligen Zeit das Standardmodell der Polizei. Ursprünglich ausgestellt im Garten des Bundeskanzleramts, warf Metzel dem Staat damit vor die Füße, womit dieser seine Macht – auch gegenüber dem eigenen Volk – sicherte. Das die Pistole mit der Mündung in Richtung der Kanzlerräume zielte, sei nur ein Zufall gewesen, sagt der bei der Presseführung anwesende Künstler, was den Altkanzler Kohl damals sehr verärgert habe. Weitere Werke der Ausstellung unter dem Titel „Gegenwartsgesellschaft“ sind „Wurfeisen und Zwille (Entwurf Hafenstraße) oder ganz aktuell „NSU“. Die Materialien und Formen der Skulpuren sind vielseitig, die Themen sind es auch: es geht um Ausländerfeindlichkeit, Terrorismus und staatliche Gewalt, die Rolle der Massenmedien in der Gesellschaft. Die Themen für seine Werke finde er morgens beim Lesen der Zeitung, so der Künstler, der schmunzelnd über die Widerstände und öffentlichen Diskussionen seiner Skulpuren erzählt – ein Künstler, der seinen Finger in die offenen Wunden der Gesellschaft legt.

Olaf Metzel im Kunstverein
Olaf Metzel im Kunstverein

Es muss so sein: HOOSEN (*1981) war zehn Jahre in der Werbung tätig, bevor er seinen Fokus 2011 auf Zeichnungen, Malereien und Collagen legte. Sie erinnern an expressionistische Gedichte, sind farblich grell und bunt, schockieren, aber sind auch humorvoll. So seine Malereien „Achtung Flummi“ oder „Flummi nervt“ – einem Freund seien im Zimmer 3.000 Flummis ausgekippt, es war kein Spaß, diese alle wieder einzusammeln, so HOOSEN bei der Presseführung. Kunst habe er nicht studiert, aber seit seiner Kindheit habe er gemalt. Die Ausstellung präsentiert aktuelle Arbeiten der letzten zwei Jahre, darunter auch eine Gruppe von Papierarbeiten, die an imaginäre Konzert- oder Ausstellungsankündigungen erinnern. Unterschiedliche Maltechniken – Kohle, Acryl, Gouache, Tusche auf Papier, Tusche, Lack und Öl auf Leinwand – und Formate machen das breite Bildersprektrum seiner Arbeiten deutlich. HOOSEN erklärt: „Die Szenen kommen zu mir, ich lasse die Geschichten nur rahmen und bezahle die Farbe“.

 

AF