Alptraum Traumschiffe

Im Hafen wird an Normen gearbeitet
Im Hafen wird an Normen gearbeitet
NABU verleiht den Dinosaurier 2011

„Ein Kartell der Verweigerer“, so beschreibt Hamburgs NABU-Vorsitzender Alexander Porschke das Verhalten der Kreuzfahrt-Reedereien und betont, dass „die Umweltbelastungen durch die Kreuzfahrtschiffe viel größer sind, als sie sein müssten“. Den peinlichen Umweltpreis erhielten daher die Kreuzfahrtunternehmen AIDA und TUI Cruises stellvertretend für alle Reeder, die ihre Kreuzfahrtschiffe mit Schweröl betreiben. Diese zeigen keinerlei Bereitschaft, ihre Flotten ausschließlich mit verhältnismäßig „sauberen“ Treibstoffen, also mit Schiffsdiesel zu betreiben. „Natürlich sind Freude und Vergnügen in unserer Zeit auch mit Belastungen verbunden“, sagt der frühere Hamburger Umweltsenator, „uns geht es auch nicht darum, die Kreuzfahrtschiffe zu verbieten. Wir bauen darauf, dass die Passagiere auf diesen Schiffen uns unterstützen. Unbeteiligte Dritte wie das Klima sowie die Bewohner von Küsten und Häfen werden erheblich belastet, und selbst an Bord sind bei ungünstigen Windverhältnissen Passagiere und Mannschaft unnötigerweise betroffen.“ Bei einem Durchschnittspreis von 185 Euro pro Person und Nacht an Bord liegen die Mehrkosten für einen durchgehenden Betrieb mit Schiffsdiesel bei rechnerisch 15 Euro mehr, von denen die Reedereien behaupten, dass diese bei ihren Kunden nicht durchsetzbar wären.

 

Auch für Frachtschiffe
Auch für Frachtschiffe
Bereits jetzt ist aufgrund einer EU-Richtlinie, die Hamburg – wenn auch sehr spät – umsetzte, im Hamburger Hafen der Betrieb mit Schiffsdiesel vorgeschrieben und der Schwefelausstoß darf dabei den Grenzwert von 0,1 Prozent nicht übersteigen. Offen ist, ob und mit welchen Ergebnissen diese Werte gemessen werden. Erst ab 2015 werden diese Vorgaben auch für Fahrten in der Ost- und Nordsee gesetzlich vorgeschrieben. Für Fahrten auf dem offenen Meer gibt es noch keine Vorschriften, und hier wird mit Schweröl – ein reines Abfallprodukt aus den Raffinerien, bei dem noch nicht einmal Rußfilteranlagen funktionieren – „gedampft“. Mehrere Studien belegen, dass bei Fahrten in der Arktis die Rußpartikel sich auf das Eis ablagern und damit das Abschmelzen beschleunigen. Das aktuelle Schiffsunglück vor der italienischen Küste beweist, wie gefährlich Schweröl als Treibstoff nach einem Unfall für die gesamte Umwelt ist. „Die Reeder nehmen Gesundheitsschädigungen und Umweltzerstörung in Kauf, statt ihre Schiffe auf moderne Technologien umzustellen und muten damit ihren Kunden ebenfalls ein schlechtes Image zu“, führt Alexander Porschke aus, „wir werden uns solange engagieren bis sich die gesamte Branche besinnt.“ Es bleibt abzuwarten, welche Aktivitäten der NABU noch plant. Die internationale Norm für Landstromanschlüsse wurde verabschiedet und wird in Kürze veröffentlicht. (CF)

www.nabu.de/kreuzfahrtschiffe/