Aurubis – Umweltschutz und Klimaschutz bei der Kupferproduktion

Peter Willbrandt, Vorstandsmitglied und Metallurge
Peter Willbrandt, Vorstandsmitglied und Metallurge
Green Days II

Aurubis kennen die meisten Hamburger noch als Norddeutsche Affinierie, als eines der größten Industrieunternehmen in der Nachbarschaft der HafenCity ist das Unternehmen aber nicht nur als Arbeitgeber interessant. Was tut ein solch ungewöhnliches Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft einer Innenstadt für den Umweltschutz und nicht zuletzt damit auch für den Schutz seiner Nachbarn? Im Rahmen der Greendays bei Unilever versuchte Peter Willbrandt, Vorstandsmitglied und Metallurge, der seit 1988 bei Aurubis arbeitet, einen Einblick in die Strategie seines Unternehmens zu geben. Aurubis ist die größte Kupferhütte in Europa, mitten in einer Großstadt gelegen ist es die einzige Anlage dieser Art an solch einem exponierten Standort. 1866 gegründet wurde es im Zuge des Wachstums der Stadt Hamburg sozusagen von der Stadt aufgesogen. Seit langem bestehen deshalb eine Umweltpartnerschaft und bilaterale Verträge zwischen der Stadt und dem Unternehmen.

Reges Interesse bei den Teilnehmern
Reges Interesse bei den Teilnehmern
Kupfer ist fast in allen heutigen Produkten vertreten. Seine hohe elektrische und Wärmeleitfähigkeit führen zum Einsatz in der Technik, seine Beständigkeit zusätzlich zum Beispiel im Hausbau. Mit einem pro-Kopf-Verbrauch von 13-14 kg Kupfer ist Deutschland Spitzenreiter in der Welt. Für ein Elektroauto werden 40-50 kg veranschlagt, acht Tonnen werden in einer Windkraftanlage verarbeitet. Der Bedarf ist größer als die Produktion und es ist anzunehmen, dass es in Zukunft zu Engpässen bei der Belieferung kommen wird. Im Schnelldurchlauf lernt der Zuhörer von Peter Willbrandt das Einmaleins der Kupferwirtschaft. Schnell wird das Angebot von Zwischenfragen angenommen.

 

Veranstaltet wird die Serie von der Agentur GIC - Get in Contact
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Eine Diskussion tags zuvor in der Handelskammer zum gleichen Thema scheint die Aufmerksamkeit auf die schrumpfenden Kupferbestände gelenkt zu haben. Ein Gast bekommt auf die Frage „Reicht das Kupfer für anvisierte 4 Milliarden Elektrofahrzeuge?“ die interessante Antwort „Wahrscheinlich nicht“. Kupfer ist als Rohstoff zu billig gewesen, der steigende Preis macht aufwändige Erschließung lukrativ. 30 Prozent des Kupfers wird aus recyceltem Kupfer produziert. Dabei spielt das führende Knowhow zu einem technologischen Vorsprung von Aurubis gegenüber Hütten in Fernost nicht nur bei der Produktion sondern auch beim Umweltschutz. Und Umweltschutz ist bei der Produktion von Kupfer sehr wichtig. Eine Millionen Tonnen Konzentrate erzeugen die gleiche Menge an Schwefelsäure, verschiedenste Nebenstoffe fallen auch und gerade beim Recycling an. Da wenig Kupfer in Europa erzeugt wird, ist Europa auf Recycling angewiesen. Allein die Millionen Handys die ungenutzt in den Schubladen liegen sind eine große Rohstoffquelle. Auch recycelter Computerschrott ist eine große Quelle für Kupfer. Kupfer hat nach dem Recycling immer wieder die gleiche Qualität, die brennbaren Abfallstoffe aus dem Recyclingprozess werden für die Wärmeversorgung genutzt, es gibt aber auch nicht weiter verwertbare Komponenten wie Arsen, die in Untertageendlagern ähnlich dem Atommüll gelagert werden müssen. China hat Aufholbedarf beim Recycling – auch die Produktionsumstände sind nicht mit Europa vergleichbar. Aurubis gibt dort Hilfestellungen für den Umweltschutz. Umwelt und Klimaschutz sind wichtige Unternehmensziele. Bei der Produktion fallen nur 4000 Tonnen Abfall an – bei einer Erzeugung von über einer Million Tonnen Kupfer eine geringe Quote. Für die unmittelbare Nachbarschaft sorgt das Unternehmen mit 233 Auszubildenden bei rund 2.000 Beschäftigten und einer hohen Übernahmequote bei den Azubis.

Auch kulturell versucht sich Aurubis in die Stadt einzubringen. Das Dach der Katharinenkirche wurde zum Beispiel gesponsert. 54 Prozent Verminderung des Energieverbrauchs seit 1990. 75 Prozent weniger CO2 seit 1990. Die Anlagen in Hamburg sind so modern, das weitere Einsparungen nur schwer zu erreichen sind, die Technik gibt im Moment nicht mehr her. Der Stromkostenanstieg belastet Aurubis erheblich. Aus Schwefelsäure wird Düngemittel hergestellt. Im Umfeld der Aurubis werden auch die neuen Emissionswerte eingehalten. Elbwasser wird gereinigt um in den Prozess benutzt zu werden. Ein Drittel der Investitionen geht in den Umweltschutz. Die neue Emissionsminderungsvereinbarung wurde gerade mit der BSU abgeschlossen. Kosten 20 Millionen Euro, Laufzeit bis 2015. Soweit der Parforce-Ritt mit dem Peter Willbrandt die Präsentation schließt und eine anschließende Fragerunde eröffnet. Hier sind die Zuhörer schon sichtlich geschafft von der Flut der Informationen die auf sie eingeprasselt sind. Trotzdem wird die Rolle von Aurubis in den Herstellerländern hinterfragt. Obwohl Aurubis selbst keine Minen besitzt wird doch sicherlich Einfluss auf das Verhalten der Minen genommen, vermutet ein Gast, doch Willbrandt sieht das nicht so einfach. Der Markt bestimmt das Geschehen, die Minenunternehmen sind die Gewinner der Kupferförderung. Nur wenige Agenten sind vor Ort tätig, trotzdem wächst das Bewusstsein bei den Minenunternehmen – Langsam. Noch einmal leicht ins schwimmen kommt der Aurubis-Manager bei der Frage nach der Herkunft des zur Produktion notwendigen Stromes. Aurubis hat eine virtuelle Kraftwerksscheibe an Moorburg gekauft, daher stammt ein Großteil der Energie aus Kohlekraftwerken und ist auch nicht so schnell zu ersetzen. Alles in allen ein interessanter Abend mit tiefen Einblicken in das Geschäft des im Osten der HafenCity prominent sichtbaren Unternehmens. Der nächste Termin für einen Green Day Event ist der 10.März. Dann stellt sich die Effenberger Vollkornbäckerei vor. Die Veranstaltung ist wie immer öffentlich, es ist nur eine Anmeldung unter info@gic-zukunft.de notwendig.