Man macht sich keine Vorstellung davon was Geschichte ist wenn man in einem modernen Stadtteil wie die HafenCity lebt. Die Speicherstadt kommt einem alt vor, doch deren Anfänge reichen nur 100 Jahre zurück. Erst auf der anderen Seite des Zollkanals findet man wahre Historie. Die Deichstrasse, die Katharinenkirche und vereinzelt wirklich alte Gebäude. Eine richtig alte Institution probt im Turm der Katharinenkirche.
Die Stimmen sitzen im KreisSeit 1823 ist der Männerchor die „Hamburger Liedertafel“ die Hamburger Institution in Sachen Chorgesang. Einen der ältesten Männerchöre Deutschlands zog es in den 90er Jahren von der Patriotischen Gesellschaft zur Katharinenkirche. Jeden Dienstag proben die Herren dort und sitzen anschließend noch gemütlich beisammen. Auf die Frage, warum denn keine Frauen dabei seien antwortet ein Chormitglied: „In gemischten Chören dominieren schnell die Frauen, da gibt es dann neben ein paar Männern häufig die mehrfache Anzahl von weiblichen Mitgliedern und außerdem ist die Liedertafel einer der wenigen vierstimmigen Männerchöre, die es noch gibt.“
Der Chorleiter gibt den Ton anIm Turm herrscht ein morbider Charme, der einen eigentümlichen Reiz auf den Betrachter ausübt. 21 Herren, die meisten gesetzteren Alters, werden von ihrem Chorleiter Gunter Wolf durch das Aufwärmen geführt „Micheeeel Aaangelllooo“. Noch stehen sie, doch schon bald sitzen die Herren nach Stimmlagen sortiert im Kreis. Gestartet wird mit einem Lied von Udo Jürgens: „Ihr von morgen“. Die Akustik im Saal ist gut und man muss sich erstmal in den vierstimmigen Gesang einhören, um die Komplexität zu begreifen.
Zunächst wird sich eingesungenDer Chorleiter versucht die Betonung der Worte zu korrigieren und ist schließlich zufrieden. Dann wechselt die Stimmung und eingetragenes trauriges Lied wird geprobt. Manchen der Herren steckt der Udo Jürgens aber noch in der Stimme und Gunter Wolf mahnt: „Della nostra morte hat was mit dem Tod zu tun, da wollen wir nicht allzu lustig sein!“. Es bleibt ungewohnt, und man glaubt sich in einen 50er Jahre Film versetzt. Den Grund erklärt der Vorsitzende Volker Heinrich: „Männerchöre sind selten geworden. Überall gibt es Pop- und Gospelchöre, immer gemischt. Männer sind sehr viel schwieriger zu motivieren und zum singen zu bringen.“. Dabei gibt es keine Ansprüche an Vorkenntnisse von Neulingen. Mitmachen kann jeder, einfach sich Dienstags dazusetzen und nach und nach in den Chor integriert werden.
Bevor sich an schwieriger Stücke gewagt wirdJetzt kommt Hafenkonzertatmosphäre auf. Mit „Weiss ist das Schiff das wir lieben“ erfüllen sie die Erwartungen, die in Hamburg an Männerchöre gestellt werden. Es wird gescherzt, der Chorleiter hat seinen Text verlegt. Einige der Lieder sollen auswendig und ohne Noten gesungen werden, Singen hat auch was mit Gehirnjogging zu tun. „Der Bootsmann ist nicht immer angenehm“ singen sie und werfen „wie die Chorleiter manchmal“ ein. Die Lieder wechseln von lustig zu ernst, von traurig zu schwungvoll. Häufig greift Gunter Wolf ein „Meine Herren Bässe, das Nam ist lang“ und meint das eternam in Requiem Eternam. Manchmal dreht man sich um und erwartet Louis Trenker in der Tür. Auch zum Abschluss wird es wieder schwungvoll. Mit „Oh moretina“ merkt man, dass einige der Herren bei den eher getragenen Stücken sich zurückhalten mussten. Der Chorleiter entschuldigt sich dann auch hinterher für die vielen getragen Stücke. Die nächste Konzertreise gehe nach Bernburg und dort werde in einer Kirche gesungen. Macht ja nichts denkt man, solange es Texte wie „Es wird Nacht“ von Christian Morgenstern sind. Singen ist nicht die schlechteste Freizeitbeschäftigung, und man sollte einfach die Hemmungen ablegen und Dienstags ab 19:30 die Liedertafel im Turmzimmer besuchen.
Es ist Nacht Es ist Nacht, und mein Herz kommt zu dir, hält's nicht aus, hält's nicht aus mehr bei mir. Legt sich dir auf die Brust, wie ein Stein, sinkt hinein, zu dem deinen hinein. Dort erst, dort erst kommt es zur Ruh, liegt am Grund seines ewigen Du.
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