Der Tanz auf dem Seil

Auf einer Infoveranstaltung zusammen mit der FDP wurde die Idee von Leitner vorgestellt
Auf einer Infoveranstaltung zusammen mit der FDP wurde die Idee von Leitner vorgestellt

Die HafenCity Seilbahn mit optimierter Streckenführung

Das Thema Seilbahnen wird zurzeit in Hamburg heftig diskutiert: War zunächst die Idee einer Seilbahn von St. Pauli über die Elbe zu den Musical-Theatern im Fokus des öffentlichen Interesses – ursprünglich mit einer Weiterführung der Strecke in Richtung IBA-Gelände in Wilhelmsburg –, kommen jetzt weitere Projektideen auf. Eine Alternative zur direkten Querung der Elbe bei den Landungsbrücken ist der Start einer Seilbahn in der HafenCity. Getrieben durch die Konkurrenz zweier Seilbahn-Hersteller, Dopplmayr und Leitner, werden Streckenführungen und Konzepte von den jeweiligen Parteigängern der einen oder anderen Seite favorisiert, im Fokus beider Parteien liegt aber der Endpunkt aller geplanten Bahnen: Die beiden Musical-Gebäude der Stage-Holding gegenüber den Landungsbrücken. Welche der beiden Lösungen favorisiert wird, ist dabei nicht nur Geschmackssache. Anstatt sich in ergebnislosem Lagerdenken zu verlieren, tut Hamburg gut daran, das Beste aus den Angeboten zu machen; statt einfach nur Nein zu einer der beiden Lösungen zu sagen, wie zuletzt zum Beispiel das Statement des Tourismusverbandes zur Lösung über die HafenCity, ist vielmehr konstruktive Kritik notwendig. Hauptkritikpunkt der generellen Seilbahngegner ist die befürchtete Verschandelung der Stadtsilhouette. Beide Streckenführungen erfordern bei der Querung der Elbe fast 100 Meter hohe Pylone, um die großen Schiffe ungestört darunter durchfahren zu lassen. Man erinnere sich: Die Queen Mary 2 ist zum Beispiel fast 70 Meter hoch.

Michael Tanzer bekam kaum echte Gegenargumente zu hören
Michael Tanzer bekam kaum echte Gegenargumente zu hören

Die Gegner der St.-Pauli-Lösung befürchten noch mehr Rummel in ihrem Stadtteil, ähnliches könnte man für die HafenCity-Lösung in Anspruch nehmen. Die Gegner der HafenCity-Variante nehmen für sich ein weiteres Problem wahr: Ein Teil der Strecke würde über die Terminals auf der anderen Elbseite führen und die HPA dafür sowieso keine Genehmigung erteilen. Den Mehrwert für den Stadtteil übersehen beide, und wenn man einmal genauer hinsieht, gibt es durchaus eine konstruktive Lösung, die gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlägt – sofern denn der Wille auf Seiten der Seilbahn-Betreiber vorhanden ist. Der Vorschlag ist dabei eigentlich ein naheliegender: Warum nicht die Streckenführung der HafenCity-Variante so verändern, dass die Querung der Elbe erst in Höhe der Freihafen-Elbbrücke passiert und dann zurückgesetzt zu den eigentlichen Terminals entlang des Saalehafens und des Veddeler Damms die Musical-Theater ansteuert. Klingt zunächst nach einem ziemlichen Umweg, bei genauerem Hinsehen könnten aber gleich zwei weitere Attraktionen dadurch erschlossen werden: Zum einen wird es immer wahrscheinlicher, dass am Überseezentrum zu Füßen der Freihafenelbbrücken das dritte Kreuzfahrtterminal entstehen wird – Attraktion 1. Und die zweite Attraktion könnte das Hafenmuseum werden, ein Museum, das Hamburgs maritime Vergangenheit verwaltet und das bisher nur schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Bei der Streckenführung konkurriert die Seilbahn natürlich mit der zukünftigen Endhaltestelle der U4 an den Elbbrücken, trotzdem dürfte die Attraktivität der Seilbahn in Bezug auf das Gesehene ungleich höher sein. Aus moderater Höhe würde der zukünftige Fahrgast beim Start auf die Ozeanriesen am HafenCity-Terminal blicken, die Elbphilharmonie im Hintergrund. Im Voraus schon zu erkennen sind die Liegeplätze weiterer Kreuzfahrtschiffe gegenüber am Überseezentrum. Bei der Weiterfahrt Blick auf die pittoresken Speicher am Dessauer Ufer und den immer attraktiver werdenden Spreehafen. Das Hafenmuseum kommt in Sicht, mit alten Schiffen und den imposanten historischen Schuppen. Zudem ist auf der gegenüberliegenden Seite die HafenCity- und die Hamburg-Skyline in Sicht, das Ende der Fahrt gegenüber den Landungsbrücken naht. Durchaus ein Potenzial, das nicht wenige in Anspruch nehmen werden und das man nur schmackhaft anrichten muss. Die Stadt muss ja nicht den Ideen der Hersteller folgen, sondern kann ja auch sagen: „Wenn ihr eine Bahn bauen wollt, dann macht das, aber genau so und nicht anders“. Dabei zwei Zwischenstopps vorzuschreiben, gehört inzwischen auch zu den technischen Möglichkeiten. Dass mit dem Stopp am Hafenmuseum auch der Sprung über die Elbe zum Spreehafen erfolgen würde – umso besser.