Lernfähige Stadtplanung

So kennt man ihn - Jürgen Bruns-Berentelg
So kennt man ihn – Jürgen Bruns-Berentelg

HafenCity 2013 – Schlag auf Schlag Veränderung

Da soll noch mal einer sagen das Organisationen nicht lernfähig seien und einmal gefasste Entschlüsse bis zum bitteren Ende durchgezogen werden. Die Entwicklung der HafenCity ist – so zeigt es die Zeit – ein Beispiel, das gelernt wird, angepasst und auch mal Denkweisen über den Haufen geworfen werden, die in Beton gegossen schienen. Im Zentrum dieser Entwicklung: Jürgen Bruns-Berentelg, seit zehn Jahren Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, oftmals angefeindet und kritisiert, realisiert den neuen Stadtteil Stück für Stück immer noch mit der Begeisterung mit der er einmal angefangen ist – scheinbar unbeirrbar und wie ein Fels in der Brandung. Gegner werfen ihm Kritikresistenz vor, doch gerade zum Jubiläum wird sichtbar, dass seine Beharrlichkeit nicht gleich Sturheit ist, manchmal muss man eben warten bis sich Dinge gesetzt haben um ein Projekt von der Größe der HafenCity erfolgreich durchzuführen.

Auf einem Presserundgang präsentierte er die neusten Entwicklungen
Auf einem Presserundgang präsentierte er die neusten Entwicklungen

Gerade 2013 werden wieder viele Dinge sichtbar, die lange Zeit geplant, und dann doch umgeplant und umgeworfen wurden. „Bei langfristig angelegten Projekten dieser Größenordnung muss man nicht sofort reagieren. Wir wollen hier schließlich Stadtplanung machen die für Jahrzehnte Bestand hat – da sind Ehrenrunden bei Ausschreibungen und eine sorgfältige Investorensuche zeitlich Marginalien“ sagt Bruns-Berentelgs Co-Geschäftsführer Giselher Schultz-Berndt, der noch länger in Sachen HafenCity als Bruns-Berentelg unterwegs ist – sein Jubiläum als Geschäftsführer ist aber erst nächstes Jahr fällig. Trotzdem heißt es nicht, dass Dinge dann nicht auch mal ganz schnell gehen müssen. Die Versmannstrasse ist da so eine Sache: Da beschließt der Senat „mal eben“ eine Verlängerung der U4 bis an die Elbbrücken unter der zukünftigen Trasse der Versmannstraße. Da man nicht gleichzeitig eine U-Bahn und eine Straße bauen kann wird jetzt die gesamte Straße kurzfristig für die Dauer der Bauarbeiten an das Ufer des Baakenhafen verlegt – da wo zukünftig die Promenade am Baakenhafen verlaufen soll. Anders war es nicht möglich, denn zwischen der U-Bahn-Baustelle und der Straße soll ja schon mit den Bauarbeiten für die Gebäude begonnen werden. Die Hälfte der Straße wird allerdings schon auf der zukünftigen Position verlaufen, seitlich mit gewaltigen Betontrögen gegen die U-Bahn-Baustelle abgesichert.

Die Baustelle der Baakenhafenbrücke - im Hintergrund der Schuppen 29 der zehn Jahre Kulturort sein soll
Die Baustelle der Baakenhafenbrücke – im Hintergrund der Schuppen 29 der zehn Jahre Kulturort sein soll

Oder die Entscheidung, den Schuppen 29 an der Baakenhöft mit rund 8000 qm Fläche nicht abzureißen sondern für zehn Jahre für kulturelle Nutzungen zur Verfügung zu stellen. „Wir haben aus der Kritik gelernt, nicht immer alles sofort abzureißen, sondern auch mal an markanten Plätzen abzuwarten – und hier hat es sich angeboten“ sagt Bruns-Berentelg auf einem Rundgang für die Presse. Der Platz sei eigentlich für das Norddeutsche Parlament reserviert, das würde er zumindest immer Besuchern aus Niedersachsen erzählen, so Bruns-Berentelg weiter, aber wer ihn kennt, weiß den leichten ironischen Unterton zu erkennen – ein Projekt, das möglicherweise nie ernst gemeint gewesen ist. Der Schuppen 29 ist auf jeden Fall eine überraschende Chance einen ungewöhnlichen Kulturort zu etablieren, eine Musikhalle solle es aber wegen der angrenzenden zukünftigen Wohnbebauung trotzdem nicht werden. Immerhin ein netter Bruch mit den Plänen, wie schon der Oberhafen einer war. Schon Mitte des Jahres soll die Brücke über den Baakenhafen fertig werden, die dann direkt zum Schuppen und den Baufelder auf der Baakenhöft führt – der Termin für eine dazu passende Feier wird noch gesucht und wird in diesem Jahr ein erheblicher Teil der Grundstücke für insgesamt 1.800 Wohnungen und ca. 3000 Arbeitsplätze ausgeschrieben.

Am Baakenhafen geht es jetzt richtig los
Am Baakenhafen geht es jetzt richtig los

Das nächste große Thema in der HafenCity sind Hotels, Hotels, Hotels. Um am Baakenhafen zu bleiben: Direkt auf dem östlichen U-Bahn-Ausgang der HCU wird ein Familienhotel der Jufa-Gruppe gebaut, für das ECE-Baufeld am Magdeburger Hafen ist anstelle der in das ehemalige SAP-Gebäude ziehenden KLU auch ein Hotel im Gespräch. Das nächste Hotel entsteht auf der Fläche zwischen der Coffee-Plaza und dem Überseequartier direkt gegenüber dem Hotel das gerade in der Speicherstadt am Sandtorkai entsteht. Reichlich Betten, wenn man bedenkt dass noch einige andere Hotels in Planung sind. Neben dem Hotel baut die Investorengruppe um die Gebrüder Braun und Hotelier Hollmann im gleichen Gebäude auch einen Kinokomplex mit drei Sälen für Kinobetreiber Hans Joachim Flebbe, sowie ein Theaterangebot in Kooperation mit Schmidt’s Tivoli. Zusammen mit 125 Wohnungen wird ein Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro verbaut. Dagegen gehen die kleinen Nachrichten – das Musikerhaus ist jetzt als vollbesetzte Baugemeinschaft in Bau gegangen – fast unter.

Genauso wie am Lohsepark
Genauso wie am Lohsepark

Die letzten Neuigkeiten betreffen die Parks der HafenCity. Sowohl der Grasbrookpark als auch der Lohsepark sollen schon im Mai fertig sein und für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Lohsepark natürlich nur mit der Einschränkung, dass die blaue Lagerhalle in der Mitte des Parks bis dahin immer noch nicht verschwunden sein wird – dafür die Halle dann aber im Grünen stehen wird. Bruns-Berentelg zeigt sich aber vorsichtig optimistisch, dass sich vielleicht doch noch eine vorzeitige Einigung mit dem derzeitigen Eigentümer finden lassen werde. Schon jetzt kann man aber einige Qualitäten des Parks erahnen, die unterschiedlichen Geländeniveaus sprechen für ein spannendes grünes Herz der HafenCity. Erster Nutznießer dieser Entwicklungsgeschwindigkeit wird er evangelische Kirchentag sein, beim dem ein Teil der Veranstaltungen auf der Fläche des zukünftigen Dokumentationszentrums mitten im Park stattfinden soll. Auch die Ausstellung über den Hannoverschen Bahnhof wird in Zelten dort einen temporären Standort finden. „Der rasche Fortschritt in der Konzeption und Realisierung der östlichen HafenCity macht die starke planerische und wirtschaftliche Dynamik anschaulich, mit der die HafenCity weiter entwickelt wird. Wichtiger noch ist die hohe Qualität, die durch das Verknüpfen von Arbeiten und Wohnen sowie die Entwicklung neuer Nutzungen entsteht“, so Bruns-Berentelg. Das Einpflanzen der ersten von rund 500 Bäumen beginnt schon im. Es handelt sich durchweg um höherwertige, rund 25 Jahre alte Exemplare, die dem Park von Anfang an ein Gesicht geben.

Die HafenCity ist oft genug gescholten worden, 2013 wird aber mit Sicherheit ein Jahr an dem am Ende ein großes Lob ausgessprochen werden muss – auch für die Arbeit der HafenCity Hamburg GmbH.