Gewerbeinteressen

Götz Weisener
Götz Weisener

Die HafenCity Zeitung im Gespräch mit Götz Weisener, Koordinator der IG Gewerbe

Seit Mai 2013 ist Götz Weisener der Koordinator der Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden in der HafenCity. Der Diplom-Kaufmann unterstützt die IG bei der Gewinnung von Mitgliedern und bei der Vertretung von ge meinsamen Interessen.

Herr Weisener, wie würden Sie Ihr Aufgabengebiet beschreiben?

Ich bin Ansprechpartner für die Unternehmen, die in der HafenCity Geschäfte betreiben und Mitglieder unserer Gemeinschaft sind. Dazu gehört eine umfangreiche Information der Mitglieder.

Meine Aufgabe ist vergleichbar mit einer Scharnierfunktion zwischen Gewerbetreibenden, Verwaltung und Politik und auch gegenüber der HafenCity Hamburg GmbH. Ich unterstütze unsere Mitglieder in der Wahrnehmung ihrer Interessen. Darin liegt auch der besondere Mehrwert der Mitgliedschaft. Bestimmte Fragestellungen müssen nicht von jedem Einzelnen geklärt werden.

Natürlich stehe ich auch für Neugründer als Gesprächspartner zur Verfügung.

Gilt das auch für Einzelinteressen?

Interessen Einzelner können am Ende auch für die Gemeinschaft wichtig sein, zum Beispiel wenn sie eine gesamte Branche betreffen oder viele Nachbarn in einer Straße dasselbe Problem haben. Dann werden daraus Gemeinschaftsinteressen, für die ich durchaus zuständig bin.

Können Sie auch Themen aktiv benennen?

Ich bin im Auftrag unserer Mitglieder unterwegs. Die bestimmen über die Themen. Da geht es um die Frage, wie die Besucherfrequenz gesteigert werden kann oder wie die Einbußen in Verbindung mit der Brückenschließung verringert werden können.

Wir haben uns dafür eingesetzt, dass das Duckstein Festival in die HafenCity kommt. Hierfür haben wir viele Gespräche mit allen Beteiligten geführt und auch Einwände berücksichtigt. Am Ende stand ein gutes Ergebnis, und wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr das Festival hier stattfindet und wir maßgeblich dazu beitragen konnten.

Manchmal führen aber auch viele Gespräche nicht zum Erfolg. Mit unseren Vorschlägen zu einer separaten Fußgängerbrücke oder zum zusätzlichen Fährverkehr während der Brückenschließung konnten wir uns nicht durchsetzen.

Ein Thema ist mir persönlich ganz wichtig: Ich setze mich dafür ein, dass jeder Hamburger Bezirk über einen individuellen Sonntagsöffnungstermin verfügen kann.

Für die HafenCity würde das keinen Vorteil bringen, da dann auch die Geschäfte in der Innenstadt offen wären …

Das stimmt. Hier brauchen wir besondere Veranstaltungsprofile, die die Besucher an solchen Tagen motivieren, einen Abstecher in die HafenCity zu machen.

Insgesamt werden wir wegen der besonderen Lage der HafenCity als touristisches Gebiet noch Gespräche führen und prüfen, ob eine begrenzte Sonntagsöffnung nicht sinnvoll sein könnte.

Wie viele Mitglieder hat die IG? Und aus welchen Branchen kommen sie?

Momentan sind es 61 Mitglieder, darunter 27 Unternehmen aus dem Überseequartier. Die Gastronomie und der Einzelhandel sind sehr stark vertreten. Aber auch Galerien und Museen sowie büroorganisierte Firmen konnten wir schon gewinnen. Auch die Elbphilharmonie und zuletzt Stage Entertainment sind eingetreten.

Diese Mitglieder wünschen sich eine Interessenvertretung für den Standort und oft auch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Die HafenCity Hamburg GmbH gehört ebenfalls zu Ihren Mitgliedern.

Ja. Das war ein Wunsch, der von uns ausging. Die Beiträge unterstützen unsere Arbeit.

Wie alle anderen Unternehmen hat die HCH auch nur eine Stimme. Es kann somit nicht passieren, dass die Interessen beitragsstarker Unternehmen gegenüber Einzelunternehmern gewichtiger werden. Übrigens ist das ein Grund für einige Gewerbetreibende der IG beizutreten.

Wer sind Ihre Ansprechpartner?

In erster Linie ist es die HCH, aber auch die Landesbehörden. Bei umgewidmeten Flächen sprechen wir mit den zuständigen Stellen beim Bezirksamt. Und auch das Bürgerforum wird von für den Kontakt zu den Bezirksabgeordneten genutzt.

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des Stadtteils?

Über keinen anderen Stadtteil wird derzeit so viel gesprochen wie über die HafenCity. Es gibt eine starke Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Allerdings entspricht das Bild in der Öffentlichkeit nicht immer der Realität. Da sind viele Vorurteile im Spiel.

Und die Schwächen?

Der Druck, der auf dem Stadtteil lastet, ist enorm. Es herrscht eine große Ungeduld. Und die Probleme beim Bau der Elbphilharmonie haben viele Erwartungen, die geweckt worden waren, enttäuscht.

Ich bin überzeugt, dass die HafenCity eine Erfolgsgeschichte wird. Dafür braucht man aber mehr Geduld.

Wie wird Ihre Arbeit finanziert?

Ein solcher Prozess, wie von der IG initiiert, bedarf einer größeren Anschubfinanzierung. Wir haben uns um Mittel aus der Wirtschaftsbehörde bemüht, wie sie auch anderen Quartieren zur Verfügung gestellt werden. Allerdings ohne Erfolg. Zurzeit wird meine Tätigkeit ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen getragen. Das macht unsere Arbeit nicht einfacher, und wir können viele Themen nicht bearbeiten.

Welche Themen sind derzeit aktuell?

Der verkaufsoffene Sonntag wird uns als Thema noch lange beschäftigen.

Und auch die Zusammenarbeit mit dem Citymanagement und der Polizei wollen wir verstärken.

Wir beschäftigen uns auch mit den Plänen zur Bebauung des südlichen Überseequartiers sowie mit der Überquerung der Überseeallee und der hier geplanten Übergänge.

Auf solche Themen muss man sich sehr gut vorbereiten.
Werden Ihre Arbeitsergebnisse im Stadtteil wahrgenommen?

Viele Themen werden von uns nicht in der Öffentlichkeit besprochen. Wir führen viele vertrauliche Gespräche insbesondere, wenn es um individuelle Fragestellungen unserer Mitglieder geht oder um vorbereitende Gesprächsrunden mit Institutionen. Schließlich wollen wir langfristig etwas erreichen.

Allerdings denken wir darüber nach, unsere Themen künftig stärker zu benennen und die erzielten Ergebnisse unserer Arbeit breiter zu kommunizieren.

Wie können sich interessierte Gewerbetreibende mit Ihnen in Verbindung setzen?

Unter IG-Koordinator@netzwerk-hafencity.de kann man mich kontaktieren. Ich vereinbare dann gern einen Gesprächstermin. Weitere Informationen erhalten Interessierte auch über www.netzwerk-hafencity.de.

Herr Weisener, vielen Dank für das Gespräch.