Michael Berg im Dock 56

Passendes Ambiente für moderne Kunst – das Dock 56
Passendes Ambiente für moderne Kunst – das Dock 56
Liquid Love Stories

Um die Bilder und die Geschichte dahinter zu verstehen muss man etwas ausholen. Anlässlich der World Outgames 2009 in Kopenhagen, einem Sportfestival für Homosexuelle, bekam der heterosexuelle dänische Fotograf Michael Berg den Auftrag eine Bilderserie über Homosexualität zu machen. Seine ursprüngliche Idee zu diesem Thema, Bilder mit homosexuellen Familien zu machen, musste er aufgeben. Trotz liberaler Weltanschauungen in Nordeuropa fanden sich keine Freiwillige für ein solches Outing. Michael Bergs folgende Entscheidung für eine abstrakte Serie ist in diesem Zusammenhang sehr viel besser zu verstehen. Er experimentierte mit Flüssigkeiten, fotografiert mit kurzen Auslösezeiten, im Stadium ihrer permanenten Metamorphose eingefangen.

Annette Rolner und Michael Berg
Annette Rolner und Michael Berg
Die Flüssigkeit steht dabei für das undefinierbare Ding „Liebe“ – unkontrollierbar und sich jeder Ratio entziehend. Den Kontrast zur Schönheit der eingefangen Bewegung bilden Dymo-Streifen mit den harten Fakten des Lebensalltags von Schwulen außerhalb der aufgeklärten Kreise Europas. Neben harten Zahlen, wie das in 85 Ländern der Welt Homosexualität strafbar ist, erfährt der Beobachter auch aus heutiger Sicht Abstruses. So hat die WHO erst 1993 Homosexualität aus der Liste der bekannten Krankheiten gestrichen. Viele Fakten dürften der Schwul-Lesbischen Gemeinde bereits bekannt sein,  für die meisten Heterosexuellen aber Überraschungspotential bergen.

 

Flüssigkeiten ihrer permanenten Metamorphose eingefangen
Flüssigkeiten ihrer permanenten Metamorphose eingefangen
Interessiertes Publikum auf der Vernissage
Interessiertes Publikum auf der Vernissage
Auch Michael Berg musste sich im Zuge seiner Arbeit mit Vorurteilen über Homosexualität auseinandersetzen und will weiter für die Rechte der Homosexuellen engagieren. Ein Teil des Erlöses der Bilder geht an eine Stiftung, die sich in seinem Sinne dafür einsetzt. Annette Rolner zeigt in ihrer Galerie „Dock 56“ neben schon bekannten Drucken elf neue, bisher unveröffentlichte Bilder. Jedes Werk hat eine Auflage von zehn Exemplaren, das Format ist entweder 100 x 100 Zentimeter oder 100 x 150 Zentimeter. Die Galerie festigt mit dieser Ausstellung ihren Anfangsruf. Mut und Engagement haben sich die Rolners auf ihre Fahnen geschrieben und auch in Deutschland gehört noch immer Mut zu solch einer Ausstellung. Dänemarks Kunstszene gibt sicher noch mehr interessante Künstler her und die HafenCity darf gespannt sein was folgt. Bis zum 15.August noch am Kaiserkai 56 zu sehen.