Sprung über die Elbe

Foto:Ulrich Hermannes
Foto:Ulrich Hermannes
Ökumenische Fahrradtour

20 Menschen trafen sich Sonntag, dem 6.September 2009, zur Fahrt über die Elbe mit dem Wunsch auch auf diese Weise – wie einen Monat zuvor die Spuren Suchenden auf dem Katharinenweg – eine spürbare Verbindung zwischen den Stadtteilen Altstadt, HafenCity, sowie den Elbinseln Veddel und Wilhelmsburg zu schaffen. Die InitiatorInnen waren die Stadtmission, die‚Brücke – Ökumenisches Forum HafenCity’ und die Sonderpfarrstelle zur IBA und IGS. An sieben Stationen auf dem Weg wurde die Radlergruppe erwartet, begrüßt und informiert über die besondere Lage und Entwicklung der Orte und die Geschichte der Menschen dort, über ihre Leiden und Visionen und über die aktuellen Projekte, in denen ihre Hoffnungen Gestalt gewinnen. Jeder dieser Orte ist auf spezielle Weise an der Entwicklung der Stadt Hamburg beteiligt. Die Fahrradtour machte ihre Verbundenheit deutlich.

Foto:Ulrich Hermannes
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Die Teilnehmenden kamen von beiden Seiten der Elbe und waren durch diesen Tag neugieriger geworden auf das jeweils andere Ufer der Elbe. Sie nahmen sich vor, an den Attraktionen des Nachbarortes teilzunehmen: auf Wilhelmsburg am Mittwoch und Samstag auf den orientalischen Markt gehen, auf den Magellan-Terrassen einen Bummel machen oder an einer ökumenischen Andacht in der Ökumenischen Kapelle in der HafenCity teilnehmen.

Foto:Ulrich Hermannes
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Die Fahrradtour startete in der Altstadt am Kirchencafé der Stadtmission an der Hauptkirche St. Jacobi mit einer Andacht von Diakon Mark Möller, Mitinitiator der Tour. An der ersten Station an der Grenze der Altstadt berichtete Pastor Engelbrecht von St. Katharinen vom Wandel des Standortes dieser Kirche aus der Mitte einer Gemeinde an deren Rand durch die  Industrialisierung.
Foto:Ulrich Hermannes
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St. Katharinen verlor Ende des 19. Jahrhunderts einen großen Teil seiner Gemeinde an den neu entstehenden Freihafen, für den ein ganzer Stadtteil abgerissen wurde. Tausende Schwerstarbeiter wurden einmal zum Entladen und Beladen der Schiffe im neuen Hafen gebraucht. Fragen kamen auf: Brauchen die Menschen Hamburgs hierfür einen Ort der Erinnerung, wenn sie heute enorme menschliche, technische und finanzielle Höchstleistung aufbringen, um in der HafenCity eine Stadt der Zukunft zu entwerfen und zu bauen.

Eine Vision von Christen aller Konfessionen verwirklicht sich in der Ökumenischen Kapelle in der HafenCity: das Projekt „Brücke“ von 18 Hamburger Kirchen als ein noch provisorischer Ort für tägliches Gebet, christliches Leben in einer Gemeinschaft, Begegnung in Kunst und Gesprächen über aktuelle Fragen aus der Perspektive des Glaubens und Lebens, offen für alle BesucherInnen und BewohnerInnen der HafenCity. Die Mitglieder des Laurentiuskonvents stellten sich und die Ökumenische Kapelle vor und luden ein zum Gebet.

Foto:Claus Czycholl
Foto:Claus Czycholl
Auf der Elbbrücke passierten die RadlerInnen den donnernden Verkehr der Autobahn und der Zugtrassen. Pastorin Peters-Leimbach sprach ihnen aus dem Herzen, als sie betonte, nicht die Besonderheiten der Stadtteile würden eine Trennung bedeuten, sondern die unzulängliche Verkehrsverbindung für Radfahrer und Fußgänger. Bedrohlich, schwer auffindbar und keineswegs einladend sind die Wege zwischen den benachbarten Stadtteilen Hamburgs. Die Entfernungen sind gering und wären leicht zu bewältigen.

Wie wertvoll die Würdigung einer leidvollen Geschichte des Ortes für heutige Menschen ist, wurde in der Ballinstadt auf der Flussinsel Veddel deutlich. Dieser Museumsort regte zum Gespräch darüber an, wie die historische Erinnerung an Auswanderung, Flucht und Migration das Bewusstsein für aktuelle gesellschaftliche Fragen schärft. Pastor Steffen Kühnelt aus Veddel schilderte das friedliche Zusammenleben der Gruppen unterschiedlicher Kulturen auf der Veddel. Die Menschen dort haben große existenzielle Risiken auf sich genommen, um ihr Heimatland zu verlassen, setzen ihre Arbeitskraft in Hamburg ein und suchen ihre Identität zu wahren. Die Kirchen initiieren und schaffen Orte und Anlässe für Begegnung und Miteinander der verschiedenen Kulturen.

Foto:Claus Czycholl
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Wilhelmsburg trägt als Insel alle wichtigen Verkehrsadern, die nach Hamburg und darüber hinaus in den Norden Europas führen. Die größte Flussinsel Europas  wurde trockengelegt und mit Brücken, Kanälen, Straßen, Eisenbahnen überzogen. Vom Fluss der Elbe umgeben und vom Fluss des Verkehrs durchkreuzt trägt und hält die Insel Wilhelmsburg alle Transportbewegungen, die vom Binnenland her zum Wohlstand Hamburgs beitragen.
Frau Astrid Christen von der Initiative Fahrradstadt Wilhelmsburg berichtete von hartnäckigem bürgerschaftlichem Engagement, mit dem um die notwendige Beachtung der Lebensbedürfnisse der dort lebenden und arbeitenden Menschen gerungen wird: eine gute Bildung, ein Schwimmbad, Anerkennung als spezifische Fahrrad-Region für die Gesundheit der Menschen und der Natur. Die internationale Gartenschau (IGS) und die internationale Bauaustellung (IBA) im Jahr 2013 auf Wilhelmsburg lenken viel Aufmerksamkeit und Geldströme auf die Gestaltung einer besseren Infrastruktur auf diese besondere Insel, die oft als Hinterhof Hamburgs wahrgenommen worden ist. Die Vision eines attraktiven großen Ortes der Begegnung aller Religionen ist für Wilhelmsburg auf der IGS in Planung.

Pastorin Corinna Peters-Leimbach, Pastorin aus Wilhelmsburg und Mitinitiatorin der Tour gab den Pilgerfahrern mit einem blauen Band am Lenker an jeder Station einen Gedanken mit auf den Weg als symbolisches Leitmotiv: das Erkennungszeichen war Bild für den blauen Elbestrom und für den alle Gebiete überspannenden Himmel, mit Knoten für die Begegnungen zwischen den Menschen und den Orten, die die Beziehungen über die Ufer der Elbe lebendig halten wollen.

Foto:Claus Czycholl
Foto:Claus Czycholl
Der Nachmittag endete im neuen Nachbarschaftstreff, westend, der Stadtmission in Wilhelmsburg bei einer Einladung zu Kaffee und Kuchen, mit Gesprächen und einem Segen von Mitveranstalter Martin Heider vom Laurentiuskonvent. Vorurteile kamen zur Sprache und zu Fall und neue Verbindungen wurden geknüpft. Hier rückte Hamburg etwas näher zusammen. Erfüllt über den erlebten Fahrradpilgerweg sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dank und Anerkennung aus für die Vorbereitungsgruppe: „Ich werde auf jeden Fall von diesem wunderbaren Tag weiter erzählen!“, so das Fazit einer Teilnehmerin.

Brücke – Ökumenisches Forum HafenCity
Laurentiuskonvent
Telefon 040 – 36091756
Am Kaiserkai 4
20 457 Hamburg
bruecke@oekumenisches-forum-hafencity
www.oekumenisches-forum-hafencity.de
www.Laurentiuskonvent.de