Stadtplanung als Sackgasse?

Fertig und was draus gelernt? Die Realität überholt eine Planung

Lieblingsschilder in der gesamten HafenCity

Mit der Fertigstellung des Notausstieges neigen sich die Bauarbeiten am Dalmannkai dem Ende entgegen. Zeit, noch mal einen Blick auf die dortigen Probleme zu werfen, denn diese gibt es immer noch – und wird es immer geben. Wer sich bei den Anwohnern und Anliegern umhört, kommt so schnell nicht wieder aus dem Gespräch heraus, je nach Interessenlage stößt man dabei auf die unterschiedlichsten Kritikpunkte. Die, die am meisten Probleme haben, erzählen die längsten Geschichten. Im Zentrum dabei: die Straßen- und Straßenraumplanung. Ohne Frage: Die Parkplatzsituation gleicht einem Schildbürgerstreich, bei dem im wahrsten Sinne des Wortes die Schilder eine Hauptrolle spielen. Parken auf der Straße Am Kaiserkai? Fehlanzeige und zwar zunehmend. Geschichten vom Abgeschlepptwerden kann inzwischen fast jeder erzählen, manche Gewerbetreibende sind inzwischen froh, wenn sie mal einen Tag kein Ticket bekommen. Selbst für den notwendigen Lieferverkehr gibt es keine Toleranz, gnadenlos wird aufgeschrieben. Von den wenigen Parkbuchten ist nur eine geringe Anzahl wirklich nutzbar, und täglich werden es weniger. Dabei geht es nicht nur um Parkverbote, auch Buchten mit Halteverboten sind inzwischen gesichtet worden, für die Anlieger der reine Hohn und sichtbares Zeichen für Behördenwillkür und klamme Stadtsäckel. Von der anfänglich versprochenen Parkraumbewirtschaftung ist dabei nicht mehr die Rede, Autos und Besucher sind in der HafenCity einfach nicht erwünscht. Der immer wiederkehrende Verweis auf die beiden öffentlichen Garagen in der Speicherstadt und im Überseequartier ist dabei schlicht praxisfern. Ware über solche Entfernungen zu transportieren, ist für die Kunden der Gewerbetreibenden unbequem und der Impuls auf Geschäfte auszuweichen, die bequemere Parkmöglichkeiten anbieten, groß. Abhilfe ist nicht in Sicht, für die Gewerbetreibenden stehen harte Zeiten bevor, wenn die Verbotssituation weiter eskaliert. Ähnliche Unbill treibt die Anwohner um. Trotz vorhandener Tiefgaragenplätze steht im Durchschnitt pro Haushalt nur ein Parkplatz zur Verfügung – luxuriös im Vergleich zu anderen Stadtteilen. Doch gerade am Dalmannkai stehen nicht gleich um die Ecke Ausweichplätze zur Verfügung. Durch das trennende Wasser ist jeder Weg doppelt so lang und Besuch mit dem Auto zu empfangen ein Organisationsprojekt ersten Ranges.

Eine attraktive Mischung aus Wohnen, Gastronomie und Gewerbe sollte entstehen, so der Masterplan, doch die Realität sieht anders aus. Es ist kein attraktives Umfeld für das Gewerbe entstanden, trotz überall vorgesehener Erdgeschossgewerbeflächen ist ein bunter Flickenteppich von Wohnungen mit heruntergelassenen Jalousien und Ladenlokalen Realität. Meist unattraktiv für den Spaziergänger und zahlungswilligen Kunden. Der Fußgängerverkehr weicht dahin aus, wo es attraktiver ist – an die Dalmannkaipromenade, wo Sonne, Wasser und attraktive Gastronomie locken. Selbst die Kaiserkaipromenade ist in diesem Sinne eine Fehlplanung und trotz malerischer Kulisse des Traditionsschiffhafens meist menschenleer. Wind und Platzgestaltung entwerten die Plätze am Dalmannkai. Ein Beispiel hierfür ist der Vasco-da-Gama-Platz: beliebt bei den Basketballern, umso unbeliebter bei Passanten und Gastronomiegästen. Viele Ladenflächen stehen leer. Inzwischen kann sich als einziger Feinkost HafenCity behaupten, dank guter Küche und trotz des Platzes. Und selbst hier hat Gastronom Thomas Jeche nach der Sonntags- auch die Samstagsöffnung kassiert. Zu gering ist der Umsatz am Wochenende, um erfolgreich wirtschaften zu können. Und das, obwohl eigentlich gerade am Wochenende die HafenCity von Gästen überquillt – eben nur nicht auf den Plätzen und Gehwegen des Dalmannkais. Doch wie sieht eine Lösung aus und wie kann nachgebessert werden? Es wird schwer werden. Auf die Plätze gehören mehr Strukturen, Blumenkübel und Windbrecher – die Parkplatzsituation zu entschärfen, ist eigentlich auch einfach, weniger Regeln und mehr Freiheiten, die Buslinie soll ja nun nicht mehr durch die Straße führen. Das Straßenprofil selbst lässt sich nicht mehr nachträglich ändern. Hier ist das Prinzip Hoffnung auf eine absehbare Fertigstellung der Elbphilharmonie der einzige Trost für gebeutelte Geschäftsinhaber.