Tote Hose an der Elbphilharmonie

Schönstes Wetter - leere Promenade
Schönstes Wetter – leere Promenade

Das langsame Sterben

Man kann die Stimmung der Gewerbetreibenden am Dalmannkai seit Baubeginn an der Sandtorhafenklappbrücke – im Moment Mahatma-Gandhi-Brücke genannt – am besten mit einer Anekdote beschreiben: Heinz Lehmann, Vermieter der Kaiserperle an der Dalmannkaipromenade, traf Senator Frank Horch und wollte ihm aus lauter Frust die Schlüssel der Kaiserperle überlassen. Frust, der zur Zeit symptomatisch für die Lage der Gastronomen und Gewerbetreibenden in der Nachbarschaft der Elbphilharmonie ist. Bis zu 95 Prozent Umsatzeinbußen werden an einzelnen Stellen kolportiert, Zahlen, die, selbst wenn sie übertrieben sein mögen, für die einzelnen Unternehmer schon kurzfristig das Aus bedeuten könnten. Dabei bietet sich gerade jetzt im Sommer ein uneinheitliches Bild auf der Landzunge mit der Elbphilharmonie an der Spitze. Eigentlich laden die warmen Temperaturen und die milden Abende geradezu zum Verweilen am Wasser ein, am Wochenende findet man auch volle Räumlichkeiten bei den etablierten Restaurants wie dem Carls und dem Tai-Tan, abseits davon herrscht aber Abends eher befremdliche Leere auf den Promenaden. Unter der Woche ist das Bild noch befremdlicher, aber zur Zeit noch gemildert durch die sommerlichen Temperaturen und die Masse der Veranstaltungen die die HafenCity beinahe jede Woche füllen. Mittags herrscht an diesem Ende der HafenCity erwartungsgemäß „tote Hose“. Herbst und Winter stehen vor der Tür, Zeiten, in denen sich sowieso weniger Menschen an die Wasserkante trauen. Von Seiten der Stadt wird den Gewerbetreibenden wenig Hilfe angeboten, aus dem Projekt Fußgängerbehelfsbrücke ist trotz nicht unerheblicher finanzieller Angebote seitens einiger Vermieter nichts geworden. Dem Carls wurden immerhin einige Tiefgaragenstellplätze vermittelt, auf denen jetzt Gäste bei Bedarf parken können. Ob das ausreicht, wird man sehen, die kalte Jahreszeit wird schnell zeigen, wer noch Reserven hat und wer nicht. Zumindest die Anwohner und Angestellten können ein wenig dazu beitragen, die Situation am Kaiserkai zu lindern: Denkt an die Sackgasse, wenn ihr essen und shoppen wollt, damit nach dem Brückenbau keine Wüste in den Erdgeschossflächen auf euch wartet.