„Vom Grünen Salon und anderen Schlupfwinkeln“

Stille Winkel
Stille Winkel

Buchtipp: „Stille Winkel in Hamburg“ von Anna Brenken

Anna Brenken hat sich auf den Weg bzw. die Wege gemacht und präsentiert dem Leser wunderschöne Ecken in Hamburg. Der westlichste stille Winkel, den sie vorstellt, ist der Römische Garten in Blankenese, dem Grünen Salon mit Elbblick. Brenken beschreibt Zypressen, Buchsbäume, Lavendel und die Blumen so, dass man meint, diese beim Lesen riechen zu können; den Blick bis hinüber zum Alten Land, dass man meint, es direkt vor  Augen zu haben und die historische Entstehung des Gartens, um ein Gesamtverständnis zu bekommen.

Nicht alle stillen Winkel liegen so versteckt wie der Römische Garten: ganz zentral liegt der Innenhof des Hamburger Rathauses: auch hier gibt Brenken einen historischen Überblick: den dreistufigen Brunnen mit der Göttin Hygieia, die Figuren des Ansgar, Adaldag, Adalbert, Heinrich dem Löwen und den holsteinischen Grafen.

Die Krypta St. Michaelis, die im Zweiten Weltkrieg zum Luftschutzkeller umfunktioniert wurde, findet genauso seine Beachtung wie der Hein-Köllisch-Platz und Park Fiction auf St.  Pauli mit der St. Pauli-Kirche, die einen 300 Jahre alten Taufstein hütet.

Weiter geht’s durch den Alten Elbtunnel zu Deutschlands nördlichstem Weinberg, zum Dockland, dem Altonaer Balkon und sogar in die Speicherstadt: hier, zwischen Zollkanal, Brooksfleet und Kleinem Fleet, liegt ein Innenhof, der schon etwas gesucht werden muss und zwischen den in der Speicherstadt meistbesuchten Orten – dem Miniaturwunderland, dem Dungeon und dem Kesselhaus – eine kleine Oase ist.

Die Dachterrasse des modernen SIDE Hotels findet ebenso Beachtung wie Hamburgs älteste Weinstube, der Traube in Ottensen.; der Innocentia Park in Harvestehude genauso wie die Tiefen des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.

Sämtliche Winkel sind liebevoll und mit Sachverstand individuell porträtiert.

Kleiner Wehmutstropfen: am Ende des Buches wären – neben der inkludierten Karte – genauere Wegbeschreibungen hilfreich gewesen. „Zwischen Blankenese  und Wittenbergen, kurz vor dem historischen Wasserwerk am Falkensteiner Ufer, weist ein Holzpfeil den Weg zum Römischen Garten. Rechts die Treppe hoch. Nach vielen Stufen und Höhenmetern wieder nach rechts und dann immer geradeaus.“ Wer suchet der findet? Vielleicht bleiben so einige stille Winkel auch in Zukunft stille Winkel. Wäre aber auch nicht weiter schlimm.

 

Stille Winkel in Hamburg / Neuausgabe 2013 / Hardcover mit Schutzumschlag / 12,95 Euro / Ellert & Richter Verlag

AF

 

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