Wasserstoff sicher?

Die Wasserstofftankstelle an der Oberbaumbrücke
Die Wasserstofftankstelle an der Oberbaumbrücke
Explosionsalarm an der Oberbaumbrücke

Ein Alarm wegen einer undichten Druckflasche mit Wasserstoff hat die Anlieger rund um die seit einem Monat in Betrieb befindlichen Wasserstofftankstelle an der Oberbaumbrücke aufgeschreckt. Hörbares Zischen und die Alarmleuchten hatten Passanten bemerkt und die Feuerwehr sperrte das Gebiet in einem Umkreis von 200 Metern ab. Nach Einschätzung von Vattenfall bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Anlieger. Eine defekte Dichtung war die Ursache. Untersuchungen und Handlungsanweisungen von TÜV und Feuerwehr unterstützen die Aussagen von Vattenfall. Wasserstoff hat eine im Vergleich zu Benzin hohe Zündtemperatur, im Freien verflüchtigt sich das Gas schnell. Trotzdem können in geschlossenen Räumen explosive Mischungen aus Sauerstoff und Wasserstoff entstehen. Wasserstoff gilt als der Kraftstoff der Zukunft. In der Natur findet er sich wie in Wasser (H2O) nur chemisch gebunden, sodass er zunächst aus anderen Energieformen umzuwandeln ist. Um Wasserstoff nutzen zu können, liegen derzeit im Motorenbereich zwei unterschiedliche Lösungsansätze vor: der Wasserstoffverbrennungsmotor und die Brennstoffzelle. Der Motor verbrennt Wasserstoff wie ein konventionell betriebener Verbrennungsmotor. Der Wirkungsgrad der Brennstoffzellen ist allerdings wesentlich höher als jener von Verbrennungsmotoren. Beim Brennstoffzellenantrieb erfolgt dagegen eine elektrochemische Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff. Nach dem Prinzip einer Batterie geht diese direkt in Strom über. Die Gefahr von Stromschlägen und Kaltverbrennungen durch den tiefgekühlten Wasserstoff wird dabei von der Feuerwehr bei Unfällen mit Autos sehr viel höher eingeschätzt. Löcher im Tank, aus denen bereits brennendes Gas austritt, sind ungefährlicher als ein brennender Benzintank.

 

Ein Feuerwehreinsatz wirft Fragen auf
Ein Feuerwehreinsatz wirft Fragen auf
Hilfreich vielleicht die kurz gefassten Anweisungen der Feuerwehr für den Umgang mit Wasserstoffunfällen bei Tankstellen:

– Die Einsatzstelle ist mit dem Wind anzufahren.    
– Eine eventuelle Gasausbreitung ist durch Messung zu erkunden, die mit den auf Nonan kalibrierten Multiwarngeräten der Feuerwehr vorzunehmen ist.
– Befindet sich ein Fahrzeug in geschlossenen Räumen, sind Pressluft-Atemschutzgeräte anzulegen. Der Gefahrenbereich ist abzusperren und zu sichern, alle Brandlasten sind zu entfernen, die Löschbereitschaft ist herzustellen. In der Gefahrenzone sind nur explosionsgeschützte Geräte einzusetzen, deren Schaltung nach Möglichkeit außerhalb vonstattengeht. Jeglichen Zündquellen ist vorzubeugen beziehungsweise sind sie gegebenenfalls zu beseitigen. Drucklüfter, die in einem Abstand von zehn bis 15 Metern zum Fahrzeug aufgestellt sind, verhindern, dass Gas in benachbarte Gebäude eindringt.
– Das brennende Gas ist nur bei zwingender Notwendigkeit zu löschen. Ansonsten empfiehlt es sich, dieses kontrolliert abbrennen zu lassen. Jedes andere Feuer ist zu löschen. Die Möglichkeit einer spontanen explosionsartigen Wiederentzündung ist ins Kalkül zu ziehen.
– Bei fortgeschrittener Brandeinwirkung sind aus der Deckung Behälter und Umgebung zu kühlen.
– Immer wieder sind Kontrollmessungen durchzuführen.
– Wasserstoff ist weder giftig noch gesundheitsschädlich und unterstützt die Atmung nicht. Aufgrund seiner geringen Dichte und seines hohen Diffusionskoeffizienten verflüchtigt er sich schnell.

Die Anwohner an der Tankstelle können also beruhigt schlafen und müssen sich keine übertriebenen Sorgen machen.