Wenn es grau wird in der HafenCity

Regen

In der letzten Ausgabe hatte eine der vielen Naturgewalten der HafenCity Platz in einem Artikel gefunden – der Wind. Nun soll es, nachdem ein kurzer Rückblick auf die kleinen Stürme seit der letzten Ausgabe geworfen wurde, um den Regen gehen. Im letzten Monat gab es gleich eine ganze Reihe von Windereignissen mit Sachschäden – und das mitten im Sommer. Zentrum der Geschehnisse war der Überseeboulevard, wo Miniwindhosen das Fußballfeld durcheinanderbrachten, Markisen abrissen sowie Tische und Stühle durcheinanderwirbelten. Glücklicherweise kam es zu keinen Personenschäden, die bei besserem Wetter durchaus hätten passieren können, doch der Juli war in diesem Sinne ein guter Monat, denn es regnete und regnete und regnete. Regen in der HafenCity hat immer zwei Seiten: Zum einen sorgt er dafür, dass sich die HafenCity innerhalb kürzester Zeit in den einsamsten Ort Hamburgs verwandelt, denn meist ist er mit Wind verbunden, und dann helfen Regenschirme nur noch bedingt zum Trockenbleiben – die Touristen flüchten. Was des einen Leid, ist des anderen Freud, und es gibt nicht wenige Anwohner, die sich darüber freuen, wenigstens bei Regen ihren Stadtteil für sich zu haben.

Wenn es nass wird ist alles grau

Der berüchtigte waagerechte Regen, der durch die Gassen pfeift, sorgt zuverlässig dafür, dass sich nur noch Nachbarn auf der Straße treffen. Im stilechten HafenCity-Kleiderschrank darf es nicht an einer wasserdichten Jacke abseits von Jack-Wolfskin-Spielzeugjacken fehlen. Das viele Wasser sorgt für einen weiteren Effekt: So wie das Blau und die Sonne bei schönem Wetter durch das spiegelnde Wasser potenziert werden, vervielfacht der graue Himmel die teils deprimierende Wirkung des Regens. Grau in Grau zeigt sich die HafenCity von einer Seite, die ein helles Gemüt und freundliche Wohnungen zum Überleben erfordert. Nicht umsonst gibt es zum Beispiel auf den ostfriesischen Inseln in kalten, nassen, nebligen Wintern eine erhöhte Selbstmordquote – der sogenannte Inselkoller. Der HafenCity-Koller ist zwar noch nicht klinisch belegt, in einem derart verregneten Sommer wie dem diesjährigen bestehen aber gute Chancen, an vernünftiges statistisches Material zu kommen. Immerhin hat die HafenCity mit ihren vielen Inseln den Vorteil, dass das Wasser schnell abläuft, anders als in vielen anderen Hamburger Stadtteilen.