Yannick D. & die Feta live im Club 20457

Ein neuer Weg

Man müsse loslassen, sagt Yannick Diercks. Und einen neuen Weg finden. Einen Schritt nach dem anderen gehen, sagt sein Bandkollege Jörg Schalt.

Yannick sitzt mir in der Bar gegenüber, im Holzfällerhemd, Jeans und Chucks, und strahlt. Er erzählt, was er schon alles in seinem Leben erlebt hat. Aufgewachsen in Osdorf, einem der sozialen Brennpunkte Hamburgs. Bereits als Jugendlicher von zuhause weg, jahrelang auf der Straße gelebt, in unbewohnten Häusern übernachtet, keine Ausbildung, keine Arbeit. Yannick war ganz unten. Und Yannick macht Musik. Er singt und er schreibt Songtexte. Worum es in seinen Texten ginge? Viele seien traurig und nachdenklich, er habe in ihnen den Tod seiner Frau verarbeitet. Yannick ist 25 Jahre alt. Und das hier Geschriebene ist nur ein Teil seiner Erfahrungen – Erfahrungen, an denen viele Menschen zerbrochen wären. Von Yannick kommt kein negatives Wort, kein Gedanke, warum es anderen besser im Leben ergangen ist, kein Selbstmitleid. Yannick strahlt. Er erzählt von seiner Band, seiner Musik und seinen Zukunftsplänen. Yannick glaubt nicht an das Schicksal, aber schon an Fügung. Bei einer Karaoke-Veranstaltung seines Friseurs lernt er Jörg kennen. Jörg hatte eigentlich abgesagt, sollte zuhause auf eines der Kinder aufpassen; als der ältere Bruder früher nach Hause kommt, geht er doch zur Karaoke-Party. Er hört Yannick singen, nimmt die Gitarre, begleitet ihn. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und sie beschließen, eine Band zu gründen. Dann geht es schnell: ein Pianist kommt hinzu, ein Schlagzeuger, ein weiterer Gitarrist, ein Bassist, Backgroundsänger: eine bunt gemischte Truppe aus acht Personen mit auffallend breitem Altersumfang, die Geburtsjahre liegen in den 60ern, 70ern, und 80ern. Auch die musikalischen Wurzeln sind vielfältig: Yannick rappt, die andere haben ihre Wurzeln im Jazz, im Rock und im Pop, ein Teil der Band arbeitet als Musiklehrer an einer Musikschule. Yannick sieht die Band als seine Familie, nennt die älteren Kollegen seine Väter, daher auch der Bandname: Yannick D. & die Feta.

Ihr erstes Konzert spielen sie im Februar 2014. Im März 2014 treten sie beim Emergenza Festival im Logo auf – und gehen als Vorrundengewinner aus dem Abend hervor. Das Festival ist international, startet lokal, regional, national – und dann international. Die nächste Runde ist im Knust, dann geht’s in die Markthalle. Er sei eine Rampensau, so Yannick, und er ist sich sicher, dass sie weit kommen werden. Auftritte am Timmendorfer Strand und beim Rockspektakel auf dem Rathausmarkt sind bereits terminiert, genauso wie auf dem Wedeler Stadtteilfest. In Wedel wohnt Yannick, unweit vom Elbstrand. Hier gefällt es ihm.

Yannicks musikalische Vorbilder sind Falco, Udo Lindenberg, Sido und Xavier Naidoo – Musiker, die Persönlichkeit haben und einmalig sind.

Sechs komplette Songs hat die Band bereits zusammen erarbeitet, alte Songs werden aufgearbeitet und ins Repertoire aufgenommen. Am Ende des Jahres ist ein Album geplant. Yannick schreibt auch Texte für andere Musiker, das Schreiben fiele ihm leicht: man müsse sich drauf einlassen, nicht lange denken, überarbeiten könne man im nächsten Schritt. Einfach und eingängig sollten die Texte sein, und vor allem authentisch. Und, fügt er hinzu, er schreibe auch positive Songs. Er sieht nach vorn. Man müsse loslassen, sagt Yannick Diercks. Und einen neuen Weg finden.

Nachtrag: Yannick D. & die Feta haben auch die nächste Runde des Emergenza-Festivals im Knust gewonnen und werden beim Finale in der Markthalle dabei sein.

Am 14. Juni treten Yannick D. & die Feta im Club 20457 an der Osakaallee 6-10 auf. Beginn 20.00 Uhr, Eintritt 7 Euro.