Ars Vivendi, Ars Moriendi

Von links nach rechts: Stephan Detjen, Moderator Deutschlandfunk, Ralf Jox, Renate Künast, Eckhard Nagel, Traugott Roser
Von links nach rechts:
Stephan Detjen, Moderator Deutschlandfunk, Ralf Jox, Renate Künast, Eckhard Nagel, Traugott Roser

Sterbehilfedebatte im KörberForum

Darf ein Arzt einem unheilbar Kranken auf dessen Wunsch beim Suizid helfen? Dies ist die Kernfrage in der Sterbehilfedebatte, über die der Deutsche Bundestag in diesem Jahr entscheiden wird.

Ein komplexes Thema, und so wird es im Deutschen Bundestag zwei Blöcke geben: Im ersten wird es um Palliativmedizin und Hospize gehen, im zweiten Block um Sterbehilfe.

Der Arzt und Medizinethiker Ralf Jox hat gemeinsam mit Kollegen einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der von vielen Bundestagsabgeordneten unterstützt wird.

Er debattierte am 22. April im KörberForum mit der GRÜNEN-Politikerin Renate Künast, dem Mediziner und Mitglied im Deutschen Ethikrat Eckhard Nagel und dem Seelsorger und Theologen Traugott Roser.

Die Gründe für den Wunsch zu sterben bei unheilbar Kranken sind vielfältig: Angst vor dem Verlust der Selbstständigkeit, dem Verlust der Würde oder einer schlechten Lebensqualität sind einige davon.

In der Sterbehilfedebatte geht es nicht um aktive Sterbehilfe und Modelle, die es in den Niederlanden und Belgien gibt: Tötung auf Verlangen beziehungsweise assistierter Suizid. Wo sind die Grenzen zu ziehen, wo beginnt der Missbrauch? Auf die deutsche Geschichte blickend, fällt schnell der Begriff Euthanasie. „Wir bewegen uns da nicht hin“, so Künast.

Der Theologe Traugott Roser stellt fest, dass dies eine sehr persönliche Debatte sei, es ginge um Konkretes. Ein neues Bewusstsein für Hospize müsse geschaffen werden. Diese seien durchaus nicht nur traurige Orte, weiß Künast aus Erfahrung: Sie besuchte ein Hospiz, es wurde Kuchen gebacken und sich über Rezepte unterhalten. Der Tod muss nicht permanent im Vordergrund stehen. Vielmehr stellen sich die Fragen, wie wir beziehungsweise der Sterbende mit der letzen Zeit umgeht. Was möchte er noch tun, wen noch treffen?

Doch wer darf Sterbehilfe leisten – und in welchem Umfang? Es solle mehr Fürsorge statt mehr Strafrecht geschaffen werden, so Renate Künast. „Die Not ist nicht in den Paragraphen groß.“

Es müsse investiert werden in Pflegepersonal und Hospize, und es müsse die Möglichkeit geschaffen werden, dass Menschen zu Hause sterben dürfen, ohne Angst zu haben, wer sich und ob sich jemand um sie kümmert.

Ein Problem ist sicherlich auch, dass wir das Sterben und den Tod verdrängen, er ist nicht Teil unserer Kultur – und umso hilfloser stehen wir ihm gegenüber.