Erste LNG betriebene Fähre zeigt was geht

Schluss mit dem schwarzen Qualm
Schluss mit dem schwarzen Qualm

Nach langem Zögern in Sachen Umweltschutz im Hafen kommt nach und nach Bewegung in die starre Front der konservativen Bedenkenträger und Wettbewerbsnachteilsbefürchter. Die Realisierung von gleich drei Projekten in Sachen LNG-Antriebe (LNG – Liquified Natural Gas) streben entweder ihrer Realisierung entgegen oder stehen auf dem Prüfstand. Zwei Projekte davon stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Hamburger Hafen, ein weiteres – dafür schon im Bau – hat seinen Heimathafen in Cuxhaven: Die neue von Fassmer gebaute Helgoland-Fähre soll ab 2015 auf der Route Cuxhaven-Helgoland ganzjährig verkehren. Das fast 80 m lange Schiff wird als erster Neubau unter deutscher Flagge mit einem Antriebssystem ausgestattet, das hauptsächlich mit LNG als Treibstoff arbeitet. Diese Antriebsform bietet die Möglichkeit, die Abgasemissionen erheblich zu reduzieren und so auch künftige Umweltschutzvorschriften einhalten zu können. Die Umstellung von herkömmlichem Treibstoff auf Flüssiggas ermöglicht eine nahezu vollständige Feinstaubeliminierung und eine signifikante Reduktion der Schwefeldioxid-(SOx-) und Stickoxid-(NOx-)-Emissionen sowie eine Reduzierung der Kohlendioxidemissionen um bis zu 30 %. Damit ist das Schiff besonders für den Einsatz in umweltsensiblen Küstenregionen geeignet. Der Neubau erfüllt außerdem die Anforderungen des „Blauen Engels“ für umweltfreundliches Schiffsdesign.  Mit dabei bei der Konzeption der Fähre war der DNV GL vom Brooktorkai: „Bei DNV GL unterstützen wir bereits seit einiger Zeit den Einsatz von LNG als Schiffstreibstoff, daher freut es uns zu sehen, dass immer mehr Unternehmen das Potenzial dieser Technologie im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit unserer Umwelt erkennen“, erklärt Henning Pewe, LNG-Experte bei DNV GL. „Wir arbeiten schon länger an der Weiterentwicklung dieser Technologien, vor allem im Hinblick auf die Bunkerung, um sicherzustellen, dass interessierte Reedereien, die sich diese Innovationen zunutze machen möchten, auch die entsprechende Unterstützung finden, um sicher investieren zu können.“

Sowohl bei der Haupt- als auch bei der Hilfsmaschine handelt es sich um Doppelbrennstoffmotoren, das Schiff wird jedoch hauptsächlich mit LNG betrieben. Trotzdem besteht die Möglichkeit, im Bedarfsfall auf konventionellen Treibstoff umzuschalten. Der Rumpf ist für eine Geschwindigkeit von rund 20 Knoten ausgelegt. Ein dynamisches Stabilisierungssystem gewährleistet den entsprechenden Reisekomfort für die Passagiere.

Die Auslieferung ist für April 2015 geplant. Das Schiff soll Platz für 1000 Passagiere, einen eigenen Ladekran und bis zu zehn 10-Fuß-Reefer-Container bieten. Es wird ganzjährig zwischen Cuxhaven und Helgoland verkehren. Auch die Bürgerschaft diskutiert über LNG, in diesem Fall ebenfalls als Antrieb für Fähren – die HADAG sollen umgerüstet werden. Dazu erklärt Birgit Stöver, umweltpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Die Fähren im Hamburger Hafen werden von vielen als laut und stinkend empfunden, besonders beim An- und Ablegen entsteht eine starke Geruchsbelästigung. Da die Luftqualität für die Hamburgerinnen und Hamburger verbessert werden muss, fordern wir, die HADAG-Fähren auf den umweltfreundlichen Treibstoff Flüssiggas umzustellen. Am Kreuzfahrtterminal HafenCity sollen die Kreuzfahrtschiffe über Power Bargen, die ebenfalls mit LNG-Antrieb fahren sollen, mit Strom versorgt werden.Es wäre daher sinnvoll, weitere Projekte, wie zum Beispiel die Umstellung der HADAG-Fähren, in die Machbarkeitsstudien für eine LNG-Infrastruktur einzubeziehen. Darüber hinaus ist aufgrund der hohen Reparatur- und Instandhaltungskosten der Fähren eine Modernisierung erforderlich.“ Die HADAG-Fähren transportieren jährlich ca. 8 Millionen Berufspendler – meist mit Vollgas. Eine Umstellung dieser 22 Fähren auf LNG-Antrieb, die täglich ca. 150mal an den Landungsbrücken anlegen, um dann elbaufwärts oder abwärts Fahrgäste zu transportieren, würde einen weiteren Beitrag zur Schadstoffreduzierung leisten. LNG würde eine Reduktion von 90 Prozent bei Stickoxiden und 40 Prozent bei Kohlendioxid gegenüber Diesel bedeuten. Schwefel und Feinstaubpartikel entfallen nahezu komplett. Mit LNG-Antrieb würden die HADAG-Fähren den schärferen Grenzwerten der SECA entsprechen, die ab 2015 generell gelten. Es geht also voran im Hafen in Sachen Umweltschutz.