Room with a view – Aussichten und Ansichten

Wie kommt eine Frau dazu allein auf einem Containerschiff in die Welt hinauszufahren?

Die Künstlerin Jeannine Platz hat es mehrere Male gemacht und erklärt es so: „ Vom Elbstrand aus hatte ich schon viele Jahre sehnsüchtig den Containerschiffen hinterher geschaut.  Sie schienen mir am besten geeignet für meine Suche nach Orten, die mich inspirieren“. Und so buchte  die gebürtige Hannoveranerin 2010 das erste Mal die sogenannte Eigner-Suite gleich neben der Kabine des Kapitäns und fuhr mit der Navi Baltic nach Finnland und Lettland. „Auf den Schiffen bin ich frei, kann der Seele Raum geben, finde Entschleunigung und Inspiration“, sagt Jeannine Platz. Auf ihrer letzten von insgesamt fünf Reisen mit einem Containerriesen durch Atlantik und Mittelmeer fand sie die Inspiration für ihr aktuelles Kunstprojekt „Suite View“. Jeannine Platz malt die spannenden und zugleich einzigartigen Ausblicke aus den in den obersten Etagen gelegenen Hotel-Suiten dieser Welt. Im Inneren zutiefst davon überzeugt, das Richtige zu tun, verwirklichte sie die Idee und der erste „gemalte Blick“ entstand in einer auf eigene Kosten gebuchten Suite eines Hamburger Hotels. Damals zeigte das Haus wenig Interesse an ihrer Arbeit,  das hat sich mittlerweile geändert. Sydney, Tokio oder Kap Stadt, weltweit fragen renommierte Häuser die Künstlerin an, die meisten kaufen ihre Bilder, denn die Ausblicke, die Jeannine Platz in Öl festhält sind gleichzeitig eine großartige Werbung für die Hotels. Aber auch für das Malen von „Private Views“ wird die Künstlerin immer häufiger beauftragt.

Hotel-Manager Michael Lutz und Jeannine Platz auf der Dachterrasse der Suiten im 7. Stock  des Hotels Ameron in der Speicherstadt. Foto: Edda Teneyken
Hotel-Manager Michael Lutz und Jeannine Platz auf der Dachterrasse der Suiten im 7. Stock  des Hotels Ameron in der Speicherstadt.
Foto: Edda Teneyken

Die HafenCity Zeitung traf Jeannine Platz im Ameron Hotel in der Speicherstadt. Hier hat sie in der 7. Etage hoch über den Dächern der historischen Bauten den Ausblick auf der Leinwand festgehalten. Wie überall, hat sie sich auch in der Speicherstadt für zwei Nächte eingebucht. Meist zur blauen Stunde, also am frühen Abend, checkt sie ein, lotet die Stimmung aus und entscheidet dann, welche Tageszeit mit der jeweiligen Atmosphäre sie einfangen möchte. „Ganz selten gibt es Hotels, die Fotos von ihren fantastischen Ausblicken haben. Deshalb ist es immer wieder eine Überraschung für alle Beteiligten, was ich male“, erzählt Jeannine Platz. Auch wie sie malt ist außergewöhnlich: „Den besten Kontakt zum Material habe ich, wenn ich ohne Pinsel direkt mit den Händen arbeite. Ich fühle ja das was ich sehe und kann es dann einfach besser umsetzen“, sagt die 42-jährige. Und so gehören Finger, Fingernägel, Spachtel und Zahnbürste zu ihren Werkzeugen.

26 Suite Views hat Jeannine Platz bereits gemalt, bis zur geplanten Ausstellung  in der Elbphilharmonie im April 2017 sollen es 40 Arbeiten werden, die es dann auch in einem Buch zu sehen geben soll. Alle bereits gemalten Suite Views kann man sich unter http://www.suiteview-artproject.com/views/ anschauen. Einen Film zur Entstehung des Bildes im Hotel Ameron findet man dort auch. TEN