Schwestern im Geiste

Die mörderischen Schwestern lasen in der Speicherstadt (v.l.n.r.): Ulrike Barow, Christiane Franke,  Annette Petersen, Elke Schlotfeld, Monika Buttler, Klaudia Jeske, Heike Denzau und Dietlind Kreber
Die mörderischen Schwestern lasen in der Speicherstadt (v.l.n.r.): Ulrike Barow, Christiane Franke, Annette Petersen, Elke Schlotfeld, Monika Buttler, Klaudia Jeske, Heike Denzau und Dietlind Kreber
Mörderisches im Teppichlager

Es ist schummrig und kühl, stählerne Pfeiler stützen die dunklen Deckenbalken und es riecht dumpf nach Wolle. Auf dem Boden liegen stapelweise kostbare Teppiche, an den Wänden hängen die schönsten Stücke: Das richtige Ambiente für eine Krimi-Lesung von und mit acht Frauen, die am Sonnabend, 24. September zum zweiten Mal ins Teppichlager von Djamschid Tawakol in den Sandtorkai einluden. Desen Ehefrau und Krimiautorin Monika Buttler hat ihren „mörderischen Schwestern“, einer Vereinigung von fast 500 krimibegeisterten Frauen – Autorinnen, Buchhändlerinnen, Leserinnen  – dieses stimmungsvolle Amiente zur Verfügung gestellt, um den Krimiautorinnen Gelegenheit zu geben, sich und ihre Krimis vorzustellen. Jede Autorin hat gerade mal zehn Minuten Zeit – die Eieruhr ist unbestechlich – um aus ihrem Buch zu lesen und wenn’s klingelt, muss mitten im Satz abgebrochen werden. Manch eine liest routiniert aus verschiedenen Abschnitten ihres Buches, andere beginnen am Anfang des Romans und lassen offen, was eigentlich in der Story passiert.

Ungewöhnliches Ambiente für eine Lesung: Teppich-Tawakol am Sandtorkai. Die Zuhörer sitzen auf den kostbaren Teppichen
Ungewöhnliches Ambiente für eine Lesung: Teppich-Tawakol am Sandtorkai. Die Zuhörer sitzen auf den kostbaren Teppichen
Die acht Frauen gehören der Nord-Gruppe der Mörderischen Schwestern an und reisten u.a. aus Wilhelmshaven, Baltrum, Hannover und Scharbeutz an. Die einzige Hamburgerin Monika Buttler wies auf ihren Roman „Mord unter dem Halbmond“ hin: „Er spielt genau in diesem Teppichlager. Wenn Sie ihn gelesen haben, werden Sie alles wieder erkennen.“ Und wirklich, die Ermittlungen um die Ermordung der jungen Türkin Ayla führen in eben dieses persische Teppichhaus, man hört beim Lesen fast das Wasser des Fleetes plätschern.

Hausherr Djamschid Tawakol servierte für die Krimifans köstlichen Tee aus einem Samovar
Hausherr Djamschid Tawakol servierte für die Krimifans köstlichen Tee aus einem Samovar
Als erste Autorin stellte Monika Denzau aus Wewelsfleet ihren Roman vor „Die Tote am Deich“, eine Story um die 14jährige Nele, die tot am Elbstrand gefunden wurde. Die zweite Krimifrau Klaudia Jeske aus Ammersbek las aus ihrem Buch „Erben ist menschlich“, natürlich eine Geschichte um Erbschleicherei. Als dritte Autorin stellte Monika Buttler nicht nur ihren Halbmond-Mord vor, sondern las auch aus “Burgunder Leichen“, eine mörderischen Weinreise durch Baden vor. In der vierten Lesung stellte Christiane Franke aus Wilhelmshaven mit ihrem Buch „Mord im Watt“ den dritten Band um Kommissarin Oda Wagner vor, die einen Mord auf einer Nordsee-Raffinerie untersucht. Die fünfte im Bunde, Ulrike Barow, kam aus Baltrum, um ihren Heimatkrimi „Baltrumer Dünengrab“ vorzustellen, eine Story um einen Hamburger Krimiautor, der über eine Leiche stolpert. Anne Petersen aus Hannover als Sechste hatte Pech, sie konnte nur von ihren Druckfahnen lesen, denn ihr Buch „Luft und Lüge“, das eine Geschichte um eine 50Jährige unter Mordverdacht schildert, war leider nicht angeliefert worden. Die Siebte Elke Schlotfeld aus Bremervörde beschrieb in ihrem Buch „Als Dornröschen erwachte“ eine Beziehungskiste zwischen einem Mann und zwei Frauen, die auch nicht gut ausgehen kann. Als letzte Krimifrau stellte Dietlind Kreber aus Scharbeutz „die mörderischen Ostseegerichte“ vor, eine Mordssache in der Küche des Travemünder Maritim-Hotels – und Achtung – mit eingegliederten Kochrezepten.

Sandtorkai 36 a: hier findet im Buch von Monika Buttler Schreckliches statt
Sandtorkai 36 a: hier findet im Buch von Monika Buttler Schreckliches statt
Hinter diesem Eingang werden normalerweise Kostbarkeiten verkauft, am Krimitag jedoch feinster Grusel erzeugt
Hinter diesem Eingang werden normalerweise Kostbarkeiten verkauft, am Krimitag jedoch feinster Grusel erzeugt
Wie gut, dass in der Pause und zum Schluss Hausherr Djamschid Tawakol die Besucher-Mägen mit Tee beruhigte, denn diese acht „mörderischen Schwestern“ spannen alle in ihrem Krimis die Gedanken zu teilweise hartem Tobak. Die Bücher sind im Buchhandel erhältlich, mehr unter  www.moerderische-schwestern.