Wechselspiel zwischen Glaube und Zweifel

(von links: Joachim Krol, mitte: Rachel Joyce, rechts: Margarethe von Schwarzkopf (Moderation))

Rachel Joyce und Joachim Krol – Harbour Front Literaturfestival in der  St. Pauli Kirche

Das Innere der St. Pauli Kirche ist matt beleuchtet, es ist kühl, und der nasse Geruch vom Regen hängt in der Luft. Im kleinen bunten Fenster über dem Altar bricht sich das Licht, Jesus am Kreuze blickt heute auf ein bis auf den letzten Platz gefülltes Kirchenschiff.

Es geh um den Glauben, aber nicht im religiösem Sinn. Rachel Joyce, Autorin aus Großbritannien,  hat  ihr Buch „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ geschrieben, als ihr Vater, unheilbar an Krebs erkrankt, im Sterben lag. Der Vater hatte einen ungebrochenen Willen zum Leben, Jocyce hat versucht, ihn mit ihrem berührenden Roman fortleben zu lassen: „keeping somebody alive“ – auch wenn ihr Vater die Buchveröffentlichung nicht mehr erleben durfte. Es sei eine Menge von ihr und ihrem Vater in den Protagonisten wiederzufinden.

Der 65-jährige Harold lebt mit seiner Frau Maureen in einem Häuschen in England. Eines Morgens erhält er einen Brief. Der Brief ist von Queenie Hennessy, einer Frau, die er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Queenie liegt im Sterben, und sendet ihm einen Abschiedsgruß. Harold schreibt zurück – doch statt seinen Brief in den nächsten Briefkasten einzuwerfen, geht er weiter – und macht sich zu Fuß auf den Weg, um Queenie persönlich zu verabschieden. Auf seiner Pilgerreise durchwandert er England, ruft zwischendurch im Krankenhaus an, um Queenie durch die Schwester ausrichten zu lassen, dass sie durchhalten solle – er würde kommen – und sie nicht enttäuschen. Auf seiner Wanderung macht er viele Begegnungen, vor allem mit sich selbst.

Tragik und Slapstik wechseln gekonnt, und  trotz des traurigen Themas gibt es einiges zu lachen. Die einfachen Menschen haben es Joyce angetan – und  eine einfache klare Sprache.

Joachim Krol, der gerade am nächsten Tatort dreht, liest einige Kapitel auf deutsch und gibt  die Stimmung des Buches subtil wieder. Krol, der selbst bescheiden und unscheinbar wirkt, würde auch in der anstehenden Verfilmung des Romans ganz sicher einen wunderbaren Harold abgeben. Joyce und ihr Gatte werden Co-Produzenten  des Filmes  sein- und haben damit Einfluss auf die Wahl der Schauspieler – wir sind gespannt!

Fotos: dsc0354-dsc0367 (Personen auf Fotos: links: Joachim Krol, mitte: Rachel Joyce, rechts: Margarethe von Schwarzkopf (Moderation))