Ecken und Kanten

Jörn Frommann von der CDU
Jörn Frommann von der CDU
Jörn Frommann von der CDU

„Es geht darum, Position zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen“, sagt Jörn Frommann, „die Aufgabe eines Politikers ist es doch nicht, Entscheidungen abzunicken.“ Jörn Frommann (44) leitet seit dem 2. Februar 2012 die CDU-Fraktion in Hamburg-Mitte. Unruhige Zeiten sind angesagt: Sein Vorgänger Bernd Ohde hat die CDU-Fraktion in Richtung FDP verlassen und dabei sein Mandat mitgenommen, und die Suche beziehungsweise Findung eines neuen Bezirksamtsleiters kam ebenfalls mehr oder weniger ungeplant über das Bezirksparlament. In solchen Zeiten hilft es, wenn der Fraktionsvor-sitzende politische Erfahrung hat, und die bringt der selbstständige Projektentwickler mit, schließlich saß er mit einigen Unterbrechungen einige Jahre in der Bürgerschaft. Acht statt neun Abgeordnete zählt jetzt seine Bezirksfraktion und hat damit genau so viele Sitze wie die GAL. Seine Rolle ist für ihn klar. „Wir sind als Opposition dafür da, kritisch zu kontrollieren und Alternativen darzustellen“, umso mehr ärgert es ihn, wenn die SPD ihm zugesteht, dass er zwar oft gute Argumente habe, sie aber dagegen die Mehrheitsfraktion sei. Frommann, für den das Thema Sicherheit Vorrang hat, differenziert aber auch deutlich, wenn es um die Obdachlosen unter der Kersten-Miles-Brücke geht oder um die alternative Wohnform der Zomia-Bauwagenbewohner, und kann immer noch nicht nachvollziehen, warum der zurückgetretene Bezirksamtsleiter Schreiber einen Wohnwagenplatz räumen wollte, obwohl die dortigen Bewohner sich an alle getroffenen Vereinbarungen gehalten haben.

Für ihn ist die HafenCity richtungsweisend.
Für ihn ist die HafenCity richtungsweisend.
Transparenz bei politischen Abläufen und Entscheidungen ist ihm wichtig; und diese fordert er auch fraktionsintern ein. Im Bezirk Hamburg-Mitte gibt es viele brisante Themen. Die Verfestigung von Parallelgesellschaften will er verhindern und gegen die geplanten Kürzungen im Jugendhilfebereich setzt er sich ein. Aus Erfahrung weiß er, dass es keine Patentlösungen gibt, aber seine Erfahrungen in seinem Wohnort Wilhelmsburg sagen ihm, dass die Menschen vor Ort Wert darauf legen, sich in ihren Quartieren wohlzufühlen und dass die Politik negative Strukturen aufbrechen muss, zum Beispiel durch die verstärkte Präsenz von Polizei und des Behördlichen Ordnungsdienstes. Der Sprung über die Elbe mit der Verlängerung der U4 aus der HafenCity über die Veddel nach Wilhelmsburg betrachtet Jörn Frommann als eine Chance für diese Stadtteile. Eine Lösung für Probleme sieht er weniger in einer „Durchmischung“ der Bevölkerung, sondern vielmehr in der Möglichkeit, dass „man sich gegenseitig besucht“. (CF)